Dienstag, 20. April 2010

Padron - Santiago de Compostela


Eigentlich wollten wir ja heute nur eine kurze Tour gehen um dann morgen, an meinem Geburtstag, in Santiago anzukommen. Aber wie das so ist, es kommt ja doch meist anders. Wir hatten geplant zum Abschluß noch einmal in einer Albergue zu übernachten. Die letzte uns bekannte auf dem Weg wäre im Ort Theo, das ist ca. 10 km von Padron entfernt.

Daniela und Horst verlassen unser Hotel relativ früh, sie wollen heute noch in Santiago ankommen. Wir verabschieden uns voneinander und wollen uns morgen in Santiago nochmals treffen.

Beate und ich gehen erst mal nen Kaffee trinken und uns etwas zwischen die Zähne schieben. Dann gehen wir gemütlich einer Landstraße folgend, in Richtung Theo. Die Gegend hier ist wunderschön und so vergeht die Zeit im Nuh. Bereits gegen 11:30 erreichen wir Theo, eigentlich zu früh um schon aufzuhören. Ein Blick auf die Karte zeigt uns kurz vor Santiago den Ort Milladoiro. Das scheint ein etwas größerer Ort zu sein, da werden wir sicher ein Zimmer zum übernachten finden. Und von Theo sind es auch nur noch sieben Kilometer. Das schaffen unsere Füße heute locker. 
Nach weiteren zwei Stunden durch herrliche Wäler und Felder stehen wir an einer Weggabelung. Links führt der Camino nach Santiago und rechts geht es nach Milladoiro. Beate fragt wie weit es noch bis nach Santiago ist. Nochmal ca. sieben km, weis mein Caminoführer zu berichten. Wir schauen uns kurz an, dann ist klar das wir heute noch nach Santiago weiterpilgern. Wir wollen jedoch bei der Ankunft vor der Kathedrale, auf dem Plaza Obradoiro, eine Flasche Albarinho zusammen köpfen. Also gehen wir an der Weggabelung nach rechts um in dem Ort eine Flasche Wein, Käse und Brot zu kaufen. Unser Entschluss, anschliessend nicht zu dieser Weggabelung zurückzulaufen und dem ausgewiesenen Camino zur Kathedrale zu folgen, sollten wir noch bitter bereuen. Wir fragen also eine Passantin ob die Straße auf der wir nach dem Einkauf langliefen nach Santiago führt. "Si, Si, Senor!" Was sie uns allerdings verschwieg, war die Tatsache das es sich im folgenden bei der Straße um eine Autobahn handelt. Nach ca. einer halben Stunde stehen wir orientierungslos auf einer Autobahnauffahrt. Keine Chance da irgendwie wieder runterzukommen. Vor uns breitet sich Santiago aus, die Kathedrale ist schon zu sehen, und wir wissen nicht wie wir dorthin kommen sollen. 
Ein freundlicher Spanier hält auf der Auffahrt an und macht uns klar, das wir ca. zwei km zurücklaufen müssen um auf den Weg zu kommen der unter der Autobahn hindurch nach Santiago führt. Wir bedanken uns artig und gehen den Weg zurück, finden die Abzweigung zu der Unterführung und erreichen auch bald die Stadtgrenze von Santiago.
Nach mehrmaligem fragen ob wir auf dem Weg Richtung Kathedrale sind, was immer mit einem freundlichen "si,si, si!" beantwortet wird, finden wir dann auch irgendwann wieder gelbe Pfeile. Wir sind also wirklich wieder auf dem Camino.
Plötzlich ruft aus einem Fenster eine uns wohlbekannte Stimme "Beeeaaateee". Es ist Daniela. Sie haben sich hier in einer Pension ein Zimmer genommen. Es ist zwar noch ein weiteres Zimmer frei, aber Beate und ich wollen es in dem Hotel in dem wir auch 2007 und 2009 wohnten probieren. Außerdem wollen wir nun als erstes den Albarinho trinken und in die Kathedrale gehen. Wir verabreden uns zum Abendessen und laufen weiter. Wir kommen über die Plaza de Galicia endlich in uns bekanntes Stadtgebiet und stehen zehn Minuten später vor der Kathedrale.


Wir fallen uns in die Arme und Beate heult vor Freude wie ein Schloßhund. Diese Gefühl was einen dort überkommt läßt sich nicht in Worte fassen. Alle Strapazen der letzten Wochen sind einfach vergessen, man ist nur noch glücklich und stolz das Ziel erreicht zu haben. Nachdem die Tränen verflossen sind kippen wir in Windeseile die Flasche Albarinho in uns hinein, nicht ohne anschliessend dessen Wirkung zu spüren. Dann deponieren wir unsere Rucksäcke im Pilgerbüro und gehen durch die heilige Pforte in die Kathedrale. Dieser Eingang wird nur in heiligen Jahren geöffnet. 2010 ist ein heiliges Jahr. 
Wir umarmen den heiligen Jakobus, steigen hinab zu seinem Sarg, knien nieder und beten ein "Vater unser" und damit ist auch diese Pilgerreise offiziell beendet.  Im Pilgerbüro holen wir noch unser Credencial und ab jetzt sind wir einfach nur noch Touristen.
Nach dem gemeinsamen Abendessen mit Daniela und Horst, verbunden mit dem Genuss weiteren Weines fallen wir todmüde in unser Bett und schlafen sofort tief und fest ein.
 

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