Montag, 27. April 2009

Santiago de Compostela

Nach einem Kaffee am morgen verabschiede ich mich von Alfred der heute mit dem Bus in Richtung Dortmund fährt. Das wäre nichts für mich, 30 Stunden Busfahrt!

Irgendwie bin ich froh nun wieder alleine zu sein. Alfred ist zwar ein netter Kerl, aber irgendwie geht er mir mitlerweile etwas auf die Nerven. Es war schön ein paar Tage mit ihm zu verbringen, aber nun reicht es auch. Alfred, solltest Du das lesen, verstehe es nicht falsch. Ich bin halt ein ruhiger Typ der auch seine Ruhe braucht, der frei und unabhängig sein möchte auf solch einer Pilgertour. Es waren wirklich schöne Tage mit Dir, aber nun ist es genug :-)

Gut gelaunt (wieder aleine und außerdem kommt Beate morgen) bummele ich ein wenig durch Santiago um die Zeit bis zur Pilgermesse um 12:00 Uhr todzuschlagen. Ich treffe noch einmal die beiden Kölner und auch Kerstin und Sabina. Ich verabschiede mich von allen, da sie heute alle nach Hause fliegen.
Auch Maggie aus England läuft mir nochmals über den Weg und wir umarmen und beglückwünschen uns gegenseitig. Die alte Lady hat es tatsächlich geschafft!!!

Heute habe ich endlich die Stimmung und die Ruhe um auch das abschließende Ritual in Santiago de Compostela durchzuführen. Ich war zwar mit Alfred am Samstag direkt nach unserer Ankunft beim hl. Jakobus und auch in seiner Krypta, aber irgendwie hatte ich da nicht die nötige Ruhe um mich bei ihm für mein ankommen zu bedanken.
Das hole ich heute nach und steige ein weiteres mal die Stufen zu ihm hoch um meine Hände auf seine Schultern zu legen und mich zu bedanken. Anschließend gehe ich auch nochmals in die Krypta, kniee vor den sterblichen Überresten des hl. Jakobus nieder und bete. Wieder laufen mir einige Tränen über die Wangen, selbst jetzt beim niederschreiben meiner Eindrücke sind sie wieder da. Ich bedanke mich nochmals dafür das ich nach 650 Kilometer Fußmarsch hier sein darf und das er mich die ganze Zeit begleitet und beschützt hat.

Morgen früh fahre ich zum Flughafen um Beate abzuholen die um 9:15 Uhr landet. Ich freue mich schon riesig. Zusammen werden wir dann direkt nach Finisterre fahren und dort zwei Tage bleiben. Die restlichen beiden Tage werden wir dann noch in Santiago bleiben.

Sonntag, 26. April 2009

Santiago de Compostela

Nach langem Schlaf und ausgiebigem Frühstück begeben wir uns um 12:00 Uhr zur Pilgermesse.
Den Rest des Tages verbringen wir mit Bummeln durch Santiago de Compostela. Immer wieder treffen wir auf Bekannte und Freunde vom Camino die man teilweise schon lange nicht mehr sah. So treffe ich auch auf Gabriela aus Australien, die ich zum letzten Mal in Foncebadon sah und wir fallen uns vor unsagbarer Freude in die Arme.

Samstag, 25. April 2009

Pedrouzo - Santiago de Compostela 21 km

Als wir die gastliche Herberge am morgen verlassen und ich meinen Pilgerstab, den ich im Eingangsbereich der Herberge abgestellt hatte, nehmen will, ist dieser nicht mehr da.
Den Pilgerstab habe ich am ersten Tag in Los Arcos an einem Haselnußstrauch abgeschnitten und er hat mich bis gestern stets begleitet. Immer habe ich ihn irgendwo im Eingangsbereich abgestellt und immer war er auch am nächsten morgen noch da - am letzten Tag ist er weg. Sollte das etwa ein schlechtes Omen sein?
Also schneide ich mir in einem Eukalyptuswald einen neuen Pilgerstab für meine Ankunft in Santiago ab. Wahrscheinlich gibt es nicht viele Pilger, die einen wohlriechenden Eukalyptuspilgerstab ihr eigen nennen :-)

Bei bedecktem Himmel und immer auf den Regen wartend erreichen wir schnell den Flughafen von Santiago de Compostela. In San Paio machen wir Rast in dem Restaurant in dem ich 2007 mit Uta und Marlies übernachtet habe. Als wir gerade wieder aufbrechen wollen kommen Kerstin und Sabina um die Ecke. Na, bei solch einem Gottesurteil müßen wir dann auch noch einen Moment bleiben. Sabina hat ihren Schuh aufgeschnitten und läuft nun mit weniger Schmerzen.

Da Alfred und ich schneller laufen als die beiden Mädels verabreden wir uns am Monte de Gozo. Dort wollen wir auf die beiden warten. Als wir am Monte de Gozo einmarschieren werden wir mit Fanfahrenzug und Böllerschüssen empfangen. Es gibt sicherlich nicht viele Pilger, die das von sich behaupten können :-) Am Monte de Gozo wird an diesem Wochenende eine Fiesta gefeiert und den Auftakt hierzu bildete der Einmarsch dieses Fanfahrenzuges und das Abschießen unzähliger Böller. Und genau neben dem Fanfahrenzug marschieren Alfred und ich in Richtung Monte de Gozo - das hat echt gepasst.
Dort angekommen werfen wir einen ersten Blick auf die Spitzen der Kathedraltürme von Santiago de Compostela - eine erste Gänsehaut überkommt meinen Körper. Dann genehmigen wir uns auf der Fiesta ein, zwei Cervezas und warten auf die beiden Mädels um zusammen mit ihnen die letzten fünf Kilometer nach Santiago de Compostela zu laufen. Doch die beiden wollen unbedingt in der Herberge in San Lazaro, zwei Kilometer von der Kathedrale entfernt, übernachten und erst morgen in der Kathedrale eintreffen.
Also verabreden wir uns und laufen bei mitlerweile ganz ordentlichem Regen weiter Richtung Kathedrale. Unterwegs kaufen wir noch eine Flasche Tinto für unsere Ankunft.

Als wir auf der Praza de Obradoiro, dem Vorplatz der Kathedrale, ankommen, hört es mit einem Mal auf zu regnen. Wir sprechen gemeinsam ein "Vater unser", dann muß der Tinto dran glauben.
Anschließend führt der erste Weg in die Kathedrale zum heiligen Jakobus - ein unbeschreibbares Gefühl. Nach ca. einer Stunde verlassen wir diese heilige Stätte um uns unsere Compostela im Pilgerbüro abzuholen. Als ich diese in den Händen halte und mir bewußt wird das ich es tatsächlich geschafft habe, kann ich nicht mehr an mich halten - ich muß heulen.

Wir suchen uns eine Unterkunft für die nächsten beiden Tage und verbringen einen sehr schönen und netten Abend in Santiago de Compostela wo wir viele bekannte Gesichter von unterwegs wieder treffen.

Freitag, 24. April 2009

Ribadiso de Baixo - Pedrouzo 22 km

Die Geschichte dieses Tages ist schnell erzählt.
Alfred und ich laufen los in Richtung Arzua, welches wir auch noch trocken erreichen. Dann fängt es allerdings an zu regnen und es geht weitere fünf bis sechs Stunden durch mehrere kleine Dörfer in stetigem Regen nach Pedrouzo. Dort kommen wir völlig durchnäßt an und nehmen in unserer Hektik auch noch die erstbeste Herberge im Ort.
Kerstin, Sabina, sowie Hans-Ruedi mit Frau aus der Schweiz, die wir beim Essen alle in einem Restaurant treffen, sind in einer total neuen Herberge abgestiegen. Unsere ist wirklich - gelinde gesagt - ziemlich renovierungsbedürftig. Da müßen schon ein paar Gläser Tinto herhalten um das ganze einigermaßen akzeptabel zu machen.

Donnerstag, 23. April 2009

Melide - Ribadiso de Baixo 11 km

Nachdem das gestern mit der kurzen Etappe nicht geklappt hat, probieren Alfred und ich heute mal unser Glück mit wenig laufen. Ich brauche eigentlich mal einen Tag an dem ich ausruhen und relaxen kann.
Alfred läuft im Normalfall sowieso nur um die 20 Kilometer täglich. Er ist am 20.03.2009 in Pamplona gestartet, also eigentlich nur zwei Tagesetappen mehr als ich gelaufen, dafür aber elf Tage länger unterwegs als ich!
Ich lasse mich von ihm zu einem Kaffee im Hotel überreden. Dort treffen wir auch wieder auf den Vater und seinen Sohn aus Hattersheim bei Frankfurt. Nach längerer Unterhaltung mit den beiden laufen wir erst gegen 10:00 Uhr los. So langsam komme ich mir vor wie unser Comedian H.P. K. :-)

Nach knapp drei Stunden durch teilweise wunderschöne Eykalyptuswälder erreichen wir Ribadiso de Baixo. Die dortige Herberge liegt wunderschön gelegen en einem vorbeifließenden Bach. Die Aussicht auf ein kühlendes Fußbad macht uns die Entscheidung hier bereits zu übernachten sehr einfach. Schnell werfen wir unser Gepäck auf ein Bett und los gehts zum Füße waschen. Das Wasser ist ebenso klar wie es kalt ist. Ich schaffe es nicht meine Füße länger als eine Minute in dieser kalten Brühe zu lassen. Umso unverständlicher ist mir das dort spanische Jugendliche in dem Bach baden. Und raus wollen die scheinbar auch nicht, die sind schon länger als fünf Minuten da drin - wahrscheinlich sind mittlerweile alle Jungs zu Mädchen mutiert :-)
Nach dem Duschen gehen wir in die nebenan liegende Bar und bestellen erst mal eine Flasche Tinto. Die HItze ist heute kaum auszuhalten, da wäre Bier nichts für mich - obwohl, Tinto ist wohl auch nicht das richtige, zumal es auch noch früher Nachmittag ist.
Draußen laufen Sabina und Kerstin vorbei. Als ich ihnen zuwinke setzen sie sich auf ein Glas zu uns an den Tisch. Schließlich wählen sie die Herbege auch als ihr Tagesziel aus. Zu viert verbringen wir einen wirklich netten und auch "feuchten" Abend, ehe wir gegen 22:30 Uhr, alle nicht mehr ganz nüchtern, unsere Schlafsäcke aufsuchen.
Die Menge Alkohol war ausgerechnet in dieser Herberge ein Fehler, liegen doch die sanitären Anlagen in einem extra Gebäude. So muß man jedesmal ca 30 m. über den Hof laufen um die Toiletten zu erreichen. Das ganze logischerweise auch wieder zurück. Gottseidank muß ich in dieser Nacht nur einmal raus durch die Kälte.

Mittwoch, 22. April 2009

Ventas de Naron - Melide

Gestern Abend habe ich dann mit Dietmar und Alfred eine Flasche Albarinho auf meine Geburtstag getrunken.
Heute morgen habe ich mir mal wieder ein Frühstück bestellt, wie immer in Spanien: Kaffee, Toast und Marmelade.
Gegen 8:00 Uhr verlasse ich die Herberge mit Ziel Pontecampana. Ich will heute nur eine kurze Etappe von 14 Kilometer laufen. Doch als ich in Pontecampana ankomme hat die Herberge leider geschlossen.
So laufe ich halt weiter und unterwegs treffe ich auf Alfred, der mich wohl während meiner Internetpause in Palas de Rei überholt haben muß. Zusammen laufen wir nach O Coto und gönnen uns bei den "zwei deutschen" erst einmal für jeden drei große Cervezas.
Die nächste Herberge ist in Melide. Wir müssen also noch zehn Kilometer laufen. Dort kommen wir gegen 18:00 Uhr an - "completo" sagt der Hospitalero. Keine Chance noch einen Schlafplatz zu ergattern. Nochmals acht Kilometer nach Castaneda zu laufen haben wir auch keine Lust. Also checken wir im nächsten Hotel in einem Doppelzimmer für 20 Euro pro Person ein. Ein super Zimmer mit einem wirklich sehr schönen Bad.
Zum Abendessen gehen wir ins "Ezequiel" Pulpo essen - schließlich ist Melide die "Hauptstadt des Pulpo" und das Ezequiel soll die beste Pulperia dort sein.

Dienstag, 21. April 2009

Ferreiros - Ventas de Naron 25 km

Heute schlafe ich echt lange, erst um 7:30 Uhr schäle ich mich aus meinem Schlafsack.
Als ich gegen 8:00 Uhr losmarschiere klingelt auch schon mein Handy zum ersten mal. Sarah möchte mir zum Geburtstag gratulieren. Vielen Dank mein Schatz, bist 'ne liebe Tochter :-)
Auf dem Display sehe ich das Beate bereits um 7:40 Uhr angerufen hat - da muß ich wohl gerade auf der Toilette gesessen haben! Den ganzen morgen steht mein Telefon nicht still, per Anruf oder SMS melden sich viele Freunde, Verwandte und Bekannte um mir zu gratulieren. Schön, das so viele an mich denken, hätte ich echt nicht gedacht.
Gegen 10:30 Uhr erreiche ich Portomarin. Hier gibts erst mal einen Kaffee und ein Bocadillo. Dann laufe ich weiter in Richtung Ventas de Naron. Unterwegs auf dem Weg gönne ich mir ein leckeres Mittagsmenü. Es gibt Pulpo und zwei Gläser Albarinho - schließlich habe ich heute Geburtstag, da kann ich mir auch mal den teuren Wein gönnen! Auf der Gartenterasse des Restaurantes treffe ich auch zum ersten Mal Vater und Sohn aus Hattersheim. Der Sohn hat seinem Vater die Reise zum 70. Geburtstag geschenkt. Sie sind nur mit leichtem Gepäck unterwegs, ihr eigentliches Gepäck wird täglich per Bus in ein bereits gebuchtes Hotel weitertransportiert.
Gegen 15:00 Uhr komme ich dann in der Albergue von Ventas de Naron an.
Hier treffe ich zum ersten mal Alfred, einen Komponisten aus der Nähe von Dortmund. Auch Dietmar,
der hyperaktive, wie Alfred ihn wegen seiner steten Unruhe nennt, ist schon da. Die beiden Mädels übernachten offensichtlich woanders. Naja, trinke ich halt mit Alfred und dem hyperaktiven eine Flasche Wein auf meinen Geburtstag heute Abend.

Montag, 20. April 2009

Samos - Ferreiros 28,2 km

Um 6:30 Uhr meint ein Spanier der auch in Samos übernachtet hat, das alle aufzustehen haben wenn er aufsteht. Er singt, pfeift, hustet, macht Krach und das Licht an, sodaß alle im Schlafraum wach sind.
Nachdem ich alles zusammengepackt habe, verlasse ich gegen 7:30 die Albergue mit Ziel San Mamede. Das sind nur elf Kilometer, aber erstens habe ich mir Finisterre zu Fuß sowieso schon abgeschminkt, und zweitens will ich heute einfach mal relaxen. Der Weg dorthin ist mir aus 2007 noch bestens bekannt unnd ich bin bereits gegen 10:00 Uhr in San Mamede. Der dortige Hospitalero gibt mir allerdings etwas arrogant zu verstehen das ich noch zu früh bin und er jetzt noch keine Pilger aufnimmt. Na dann eben nicht, laufe ich halt weiter und bringe einem anderen Hospitalero mein Geld.
Der nächste Ort wäre Sarria. Doch wer meine Abneigung gegen größere Städte kennt, kann sich vorstellen das ich dort nicht bleiben möchte. Ferreiros wird zu meinem neuen Tagesziel.

Dort gehe ich mit Dietmar, den ich schon aus Hontanas kenne und immer wieder mal treffe und mit Sabina und Kerstin, die aus der Nähe von Erfurt kommen, zum Abendessen. Die beiden Damen haben heute ihren Camino in Sarria begonnen.
Nun liege ich im Bett und schreibe an meinem Reisebericht. Ich habe alle drei zu einem kleinen Umtrunk auf meinen Geburtstag morgen eingeladen.

Sonntag, 19. April 2009

Hospital de Condesa - Samos 25,5 km

Als ich gestern Abend nach dem Essen in mein Zimmer kam war dort die Heizung angeschaltet. Sofort habe ich den kompletten Heizkörper mit der immer noch feuchten Wäsche belagert. Heute morgen ist fast alles trocken. Ein paar noch feuchte Socken müssen eben an den Rucksack.

Für heute ist Sonnenschein vorhergesagt. Als ich aus dem Fenster sehe, sehe ich allerdings nichts außer dichtem Nebel. Also ist auch hier kein Verlaß auf die Wetterfuzzis. Na denn, Regenjacke an, Rucksack in Regenschutz einpacken und los gehts bergauf Richtung Alto do Poio.
Bereits nach ca. fünfzehn Minuten stehe ich in strahlendem Sonnenschein. Die Nebelwolken hängen lediglich unten im Tal, hier oben ist es herrlich. Und dazu noch die super Landschaft, die aus den Wolken hervorlugt - ein wunderbarer morgen! Ich entschuldige mich in aller Form bei den Wetterfuzzis :-)

Über den Weg von Hospital nach Samos gibts nicht viel zu berichten, ist eigentlich alles wie 2007. Einzig der Weg nach Triacastela neben der Landstraße kommt mir dieses mal noch länger vor. Diese Asphaltlauferei bekommt meinem Fuß nicht gut und er beginnt wieder zu schmerzen. Gegen 15:00 Uhr komme ich in Samos an. Die Herberge im Kloster macht noch immer den gleichen, schmuddeligen Eindruck wie vor zwei Jahren.
Dies alles macht der frühe Abend aber wieder wett. Der Hospitalero lädt mich ein um 19:30 Uhr an einer in gregorianischen Gesängen gehaltenen Andacht mit den Mönchen teilzunehmen. Als ich mich um 19:15 Uhr zum Abmarsch mit dem Hospitalero einfinde sind auch noch zwei bayerische Fahrradpilgerinnen anwesend. Zu dritt lauschen wir der gesungenen Andacht der anwesenden fünfzehn Möche. Das ist etwas absolut intimes was sicherlich nicht jeder Pilger zu Gesicht bekommt - absolut ergreifend.
Anschließend gehe ich mit den beiden Damen noch ein Pilgermenu einnehmen und dann begebe ich mich in meinen Schlafsack. Die Sprungrahmen der Betten sind offensichtlich schon mehrere Jahrzehnte alt, warum sonst liegt eine ca. 20 mm dicke Pressspanplatte zwischen dem Sprungrahmen und der Matratze. Diese Schaumstoffauflage ist sicher auch nicht mehr die neueste, bei jeder Bewegung macht sich das Brett im Bett bemerkbar :-( Aber ich schlafe trotzdem ganz gut, muß wohl an dem anstrengenden Tag liegen - oder am Wein.....

Samstag, 18. April 2009

La Portela de Valcarce - Hospital de Condesa 25 km

Gestern Abend gabs mal wieder 'ne ganze Flasche Wein für mich alleine beim Essen - hab nicht einen Tropfen drin gelassen. Geschlafen hab ich wie ein Murmeltier.

Gegen 8:00 Uhr verlasse ich die Pension, es ist trocken und nur leicht bewölkt. Einen Moment lang überlege ich, ob ich meine noch feuchte Wäsche zum trocknen an den Rucksack hängen soll, aber ich möchte dem Wetter erst noch eine Zeitlang die Möglichkeit geben sich zu bewähren. Nach zwei Stunden habe ich die Ortschaften Vega de Valcarce und Ruitelan duchquert und nun beginnt es auch schon wieder zu nießeln. Gut das ich die Wäsche nicht rausgeholt habe.
Nun geht es ziemlich steil in einer dreiviertel Stunde über Match, glitschige Steine und unzählige Kuhfladen in Richtung La Faba. Ich komme, Gott sei Dank, ohne Ausrutscher oben in La Faba an. Dort gehe ich erst mal in die ortsansässige Bar zum frühstücken. Als ich die Bar verlasse beginnt es richtig zu regnen und ich muß den Regenschutz über meinen Rucksack ziehen. Die Strecke führt weiterhin stetig bergan bis nach fünf Kilometer die Ortschaft o Cebreiro erreicht ist.
Leider ist von der grandiosen Natur auf dem Weg zum und am O Cebreiro nichts zu sehen. Der Blick reicht keine fünfzig Meter, solcher Nebel hat sich mitlerweile gebildet. In der Kiche in O Cebreiro hole ich mir einen Stempel für meinen Pilgerpaß ab, dann mache ich mich hier schnell aus dem Staub. Hier ist mir alles zu kommerziell, hat ein wenig was von Rüdesheim bzw. Heidelberg, nur halt kleiner.
Weiter im Regen geht es über Linares in knapp zwei Stunden nach Hospital de Condesa, meinem heutigen Ziel.

Die Albergue gefällt mir überhaupt nicht. Zur nächsten, nach Fonfria, wären es aber noch mal 6,5 Kilometer. Dazu habe ich bei diesem Mistwetter allerdings auch keine Lust. Außerdem habe ich immer noch die nassen Klamotten von gestern im Rucksack. Ich erinnere mich das ich in diesem Ort vor zwei Jahren relativ preiswert in einer Pension übernachtet habe. Ich gehe also in die Pension zu der auch eine Bar und ein Restaurant gehört, trinke zwei Bier und miete - für kaum mehr Geld als eine Herberge gekostet hätte - ein Zimmer für heute Nacht.

Nun sitze ich frisch geduscht bei einem weiteren Bier und schreibe an meinem Reisebericht. Da kommt ein Einheimischer auf mich zu und macht mir ganz stolz klar das er in meinem Reiseführer abgebildet ist. Tatsächlich ist der Einheimische der galizische Bauer der im Rother Wanderführer auf der Seite 160 (Ausgabe 2008) abgebildet ist.
Jetzt ist es erst 16:15 Uhr - ich habe keine Ahnung wie ich die Zeit bis 20:00 Uhr totschlagen soll. Rausgehen geht wegen Regen nicht, hier rumsitzen bedeutet noch ein Bier und noch eines und ......
Werde mich wohl etwas aufs Ohr legen. Ich muß nur aufpassen das ich die Wäscheleine, die ich quer durch das Zimmer gespannt habe, nicht einreise. Hoffentlich ist die Wäsche morgen trocken. Morgen soll es tatsächlich wieder Sonnenschein geben, dann kann ich sie notfalls am Rucksack trocknen.

Freitag, 17. April 2009

Villafranca del bierzo - La Portale de Valcarce 15 km

Gestern lag ich zwar bereits um 19:30 im Schlafsack, aber an schlafen war bei diesem Lärm nicht zu denken. Immerhin war ich der Lärmquelle nicht mehr ganz so nah. Nicht nur die lautstarken Diskussionen der Spanier waren störend, sondern auch das permanente Türen zuschlagen. Das man eine Tür auch mit dem Türgriff zumachen kann scheint offensichtlich noch nicht bis in dieses Land vorgedrungen zu sein. Aber so gegen 22:30 Uhr kehrt langsam Ruhe ein.

Heute Nacht gegen 3:00 Uhr mußich mal dringend zur Toilette. Als ich mich aus meinem Bett abseile, ich habe mal wieder eines oben erwischt, bekomme ich einen Schock. Ich kann mit dem linken Fuß kaum auftreten, geschweige denn laufen. Bevor ich wieder in den Schlafsack krieche, creme ich noch mein Fußgelenk mit Ibuprofen ein. Für den heutigen Tag habe ich mir das laufen schon abgeschminkt. Ich werde wohl einen Arzt aufsuchen müssen.
Als ich dann aber gegen 7:30 Uhr aufstehe ist es schon ein klein wenig beser. Trotzdem nehme ich mir vor einen Arzt aufzusuchen.
Der Weg von der Herberge, die am Ortsrand von Villafranca liegt, in die Ortsmitte geht relativ steil bergab. Ich kann es kaum glauben, aber das laufen geht immer besser, die Schmerzen lassen merklich nach. Je länger ich laufe, desto besser wird es. Das soll ja nun mal verstehen wer will. Na egal, Hauptsache es geht wieder. Heute Nacht noch war ich zu Tode betrübt, nun bin ich wieder voller Tatendrang.
Also steht auch fest das ich den Camino Duro, den harten Weg, nach Trabadelo laufen werde. Vor zwei Jahren habe ich ja den Abzweig zum Camino Duro verpasst und bin daher entlang der stark befahrenen Bundesstraße gelaufen, was nicht wirklich abwechslungsreich ist. Heute finde ich die Abzweigung auf Anhieb. Es geht die erste Viertelstunde steil bergauf, was mir einige Schweißperlen auf die Stirn treibt. Dann geht es stetig leicht bergauf bis es nach zweieinhalb Stunden wieder steil bergab nach Trabadelo geht.
Unterwegs besticht der Weg durch wunderschöne Natur und bestimmt auch einer sehr schönen Aussicht. Diese kann ich wegen schlechter Witterung nur teilweise genießen. Ich laufe fast ausschließlich in aus dem Tal aufsteigendem Nebel. Nur ab und zu erhasche ich einen kurzen freien Blick ins Tal. Warum in allen Führern und Büchern vor diesem Weg gewarnt wird kann ich nicht ganz nachvollziehen. Jeder, der eine einigermßen gute Kondition hat kann diesen Camino Duro meines Erachtens problemlos laufen.

Ich möchte heute Nacht mal wieder meine Ruhe haben und beschließe daher heute in einer Pension zu übernachten. Die erste die auf meinem Weg liegt ist die "El Peregrino" in La Portela de Valcarce. Es ist eine Bar mit Restaurant und Pension, genau das was ich suche. Da brauche ich heute nicht mehr aus dem Haus. Ich betrete die Bar und da sitzen auch Gabi, Michael und das kanadische Paar das seit ein paar Tagen mit Gabi und Michael zusammen unterwegs ist. Wir trinken einen Kaffee zusammen, dann frage ich nach einem Zimmer für heute Nacht.
Ein Zimmer mit Dusche, WC und TV für 30 Euro ist noch frei. Der Raum ist so klein, das lediglich ein Bett und ein Nachttisch darin Platz finden, Als ich meinen Rucksack abstelle ist es komplett voll. Aber Hauptsache allein und ruhig!

Als erstes weiche ich im Waschbecken mal meine komplette schmutzige Wäsche ein, dann gehe ich ausgiebig duschen. Es ist bereits eine halbe Stunde später als ich endlich die Dusche verlasse. Nach dieser ausgiebigen Körperpflege wird die eingeweichte Wäsche nun ordentlich durchgewaschen und dann alles in der Dusche aufgehangen. Ich habe mir dort eine Leine gespannt auf der die Wäsche nun trocknen kann. Hoffentlich ist morgen früh alles trocken, die Möglichkeit die nasse Wäsche am Rucksack zu trocknen funktioniert ja nur bei schönem Wetter, welches hier allerdings schon tagelang nicht mehr herrscht.

Nun ist es 15:00 Uhr, ich schreibe in der Bar an meinem Tagebuch, habe mir gerade meine zweite Cerveza bestellt und sehe mal zu wie ich den Nachmittag so rumkriege. Vor 20:00 Uhr gibt es ja hier nichts zu essen. Ich werde jetzt mal einen Etappenplan für die letzten Kilometer aufstellen. Hoffentlich bleibt der Fuß so wie momentan.

Donnerstag, 16. April 2009

Ponferrada - Villafranca de Bierzo 24,7 km

So besoffen wie der Spanier gestern Abend war, so fit ist er heute Morgen. Um 6:30 Uhr knipst er das Licht an und ist offensichtlich bestens aufgelegt. Ich quäle mich dann logischerweise auch aus dem Bett und verlasse gegen 7:15 Uhr die Herberge mit Ziel Villafranca del Bierzo. Es ist ein ziemlich langweiliger Weg über fast 25 Kilometer. Es geht mal etwas hoch, mal wieder runter, mal durch Weinberge, mal über Asphalt. Gegen 14:00 Uhr komme ich nach mehreren Pausen in der Albergue an.
Mein linkes Fußgelenk ist zum wahnsinnig werden. Schmerzen ohne Ende. Ich habe keine Ahnung wie ich so die letzten 180 Kilometer noch schaffen soll. Bergab ist es einfach nur höllisch, Bergauf geht es ganz gut. Das Gelenk ist nach wie vor sehr stark geschwollen. Ich creme und schlucke Schmerztabletten ohne Ende - offensichtlich bin ich schon imun gegen das Zeug - die Schmerzen sind trotzdem immer da :-(

Jetzt ist es 19:00 Uhr, ich habe mir Maccaroni mit Tomatensoße gekocht. In der Soße habe ich noch Salami und jede Menge Knoblauch erwärmt. Die anderen Pilger sollen ja schließlich auch was davon haben :-)
Natürlich habe ich mir auch eine Flasche Tinto dazu aufgezogen. Ohne den wäre das hier auch nicht auszuhalten. Um mich herum sitzen momentan außer Stefanie vom Chiemsee ca. 10 bis 12 Spanier. Jeder von denen spricht mit jedem, jeder versucht die Lautstärke des anderen zu übertrumpfen. Damit nicht genug läuft auch noch mit ohrenbetäubendem Lärm der MP3-Player eines Handys dem überhaupt niemand zuhört - Hauptsache er macht Krach! Wenn es noch einen Fernseher gäbe bin ich sicher, der würde auch noch laufen.

Also trinke ich meinen Wein hastig aus und gehe in meinen Schlafsack. Morgen steht der Camino Duro an - hinauf ist es ja ok, aber wenn ich daran denke wie ich da wieder runter kommen soll, wird es mir gar nicht besser.

Mittwoch, 15. April 2009

Foncebadon - Ponferrada 27,2 km

Zunächst, wie versprochen, das was gestern Abend noch geschah. Die beiden kanadischen Hospitaleros haben für alle Pilger gekocht. Zur Vorspeise stellte Thomas, einer der beiden Hospitaleros, den Namen des anderen habe ich leider vergessen, zwei Töpfe mit Suppe auf den Tisch. In dem einen Topf sagt er, ist eine Art "vegetable Soup" und in der anderen eine Hühnersuppe. Da ich bei vegetable an eine Gemüsesuppe denke, nehme ich von dieser. Was bin ich überrascht als die Suppe auf meinem Teller landet: Bohnensuppe, mit dicken Bohnen wie zu Hause, nur leider ohne Fleischeinlage. Da habe ich natürlich zweimal zugelangt.
Anschließend gabs noch Tortilla und dann Spaghetti mit Tomatensoße (ohne Thunfisch :-) ). War ein richtig leckeres Abendessen. Mit Wein, Brot und Wasser wie immer, nur das dies hier alles umsonst war.In der Herbege wird lediglich eine Donativo (Spende) für Übernahtung und Essen erwartet. Ich lege beim gehen heute Morgen zehn Euro in die Kasse.

Die Nacht war wider erwarten gar nicht so kalt. Ich habe in meiner Fleece-Weste geschlafen, so war es auszuhalten in dem Raum. Der Hospitalero ohne Namen pint mir heute morgen noch einen Sticker in Form der kanadischen Flagge an meinen Hut und dann verlasse ich diesen herzlichen Ort.

Als ich die Herbergstüre öffne traue ich meinen Augen nicht - Schnee und Nebel. Na das hat ja gerade noch gefehlt. Ich laufe also durch die verschneite Natur in einer halben Stunde zum Cruz de Ferro. Dort angekommen, lege ich meinen Stein ab und spreche das Pilgergebet.

Dann gehts weiter in Richtung El Acebo. Dabei komme ich unweigerlich auch bei Thomas in Manjarin vorbei. Da das Wetter aber nicht so schön ist gehe ich ohne einzukehren weiter. So langsam meldet sich auch mein Schienbein wieder und nach einer weiteren Stunde steil hinab nach El Acebo ist eine Pause dringend notwendig. Nach Kaffee, Bocadillo und Orangen mache ich mich auf den Weg nach Molinaseka, wo ich übernachten möchte. Die Bohnensuppe von gestern Abend sorgt für den richtigen Antrieb :-)
Der Weg von El Acebo nach Molinaseka verläuft über zwei Stunden nur bergab. Insgesamt muß ich heute von 1500 Meter auf 500 Meter hinabsteigen, also 1000 Höhenmeter überwinden.
Auf halber Strecke halte ich diesen gewaltigen Druckschmerz am Schienbein nicht mehr aus. Die Schmerzen, besonders bergab, sind immens. Ich ziehe die neu erworbene Gummibandage aus, creme das Bein mit Ibuprofen-Creme ein und werfe auch noch eine Ibuprofen-Schmerztablette ein. Jetzt schmerzt zwar das Schienbein nicht mehr, dafür aber das Fußgelenk umso mehr. Man kann eben nicht alles haben :-)
Aber irgendwann gegen 13:00 Uhr erreiche ich den Ort Molinaseka. Da es noch ziemlich früh ist, die sieben Kilometer nach Ponferrada fast nur geradeaus bzw. leicht bergan verlaufen, entschließe ich mich bis nach Ponferrada weiterzulaufen. Dort komme ich gegen 15:00 Uhr an. Gabi und Michael, die gestern in Foncebadon in einem Hotelzimmer mit Doppelbett übernachtet haben (warum wohl nur?) sind auch schon da. Und auch Mijan, die Koreanerin ist da. Sie habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Außerdem sind noch viele bekannte Gesicher, die hier einzeln aufzuzählen zu weit führen würde, in dieser Albergue.

Zum Essen gehe ich am Abend in das gleiche Restaurant wie vor zwei Jahren. Zur Vorspeise gibt es leckern Nudelsalat, dann Cordon Bleue und zum Postre gibts frische Erdbeeren mit Sahne. Dazu trinke ich eine ganze Flasche Rotwein alleine. Für zwölf Euro muß das schon erlaubt sein.

Ich übernachte in einem acht-Bett-Zimmer in dem außer mir nur Roman aus Basel und ein total besoffener Spanier liegen. Der Suffkopf liegt auch noch direkt unter mir. Mehrmals kommt der Hospitalero in unser Zimmer weil der Spanier einen ziemlichen Krach veranstaltet. Irgendwann gegen 1:00 Uhr ist dann aber doch Ruhe und so langsam ist auch an Schlaf zu denken.

Dienstag, 14. April 2009

Murias de Rechivaldo - Foncebadon 21 km

Als ich gegen 7:00 Uhr aufstehe verspüre ich einen leichten Kopfschmerz - weiß der Teufel wo das nun wieder herkommt :-))
Ich bandagiere meinen Fuß und laufe los in Richtung Foncebadon. Anfangs geht es noch schmerzlos voran. Nach einer halben Stunde sind meine Schmerzen im Schienbein allerdings wieder da. Ich muß des öfteren Pausen einlegen, anschließend geht es dann wieder ganz gut weiter. Jakobus zeigt mir damit wohl ganz deutlich meine Grenzen auf!

Nach zwei Stunden bin ich in El Ganso, wo ich wie vor zwei Jahren in der Bar "Cowboy" einkehre. Nach Kaffee und Bocadillo gehts weiter Richtung Rabanal del Camino was ich über einen schön zu laufenden Pfad nach weiteren zwei Stunden erreiche. Nun fangen also die von mir so geliebten Berge auf dem Camino an. Eine Art Gebirgspfad führt mich nach Foncebadon. Dort, so habe ich mir vorgenommen, will ich in der kirchlich geführten Herberge "Domus Dei" übernachten. Da ich heute der erste Pilger in der Albergue bin, kann ich mir aus allen Betten eines aussuchen. Eine Heizung gibt es im Schlafraum nicht, nur ein kleiner Heizstrahler steht auf dem Boden. Das wird wohl in dieser Höhe, ich befinde mich hier auf fast 1500 Meter, etwas frisch werden heute Nacht.
Nach und nach trudeln weitere Pilger in der Albergue ein, so auch Adon mit seinem Großvater aus Glasgow und auch Gabriela aus Sydney. Adon und Opa treffe ich seit dem Pilgersegen von Los Arcos immer wieder mal in einer Herberge. Gabriela habe ich gestern kennengelernt, sie hat mich heute morgen mit Creme für mein, von der Sonne ramponiertes, Gesicht versorgt.
In der Herberge wird gemeinsam gegessen, bin ja mal gespannt was es gibt, ich habe 'nen Bärenhunger. Nach dem Essen gibt es wohl auch noch eine Andacht. Ich werde morgen berichten wie der Abend und die (kalte) Nacht verlaufen sind.

Montag, 13. April 2009

Hospital de Orbigo - Murias de Rechivaldo 22 km

In der Herberge von Hospital de Orbigo habe ich mir gestern noch einen wunderbaren Hut gekauft. Der Hut hat eine weite Krempe, die meine bereits verbrannten Ohren hoffentlich gut vor der Sonne schützt.

Mit großen Schmerzen im linken Fußgelenk, die sich bei jedem Schritt über das komplette Schienbein ziehen, verlasse ich am Morgen Hospital de Orbigo. Durch eine relativ abwechslungsreiche Landschaft wandernd, erreiche ich nach gut drei Stunden den Ort San Justo de la Vega. Dort gibt es eine Apotheke, welche ich auch zielsicher ansteuere um mir eine Bandage für das Fußgelenk zu kaufen. Vielleicht werden damit meine Schmerzen etwas erträglicher. So wie momentan kann ich unmöglich weiterlaufen. Jeder Schritt tut höllisch weh.

Ich gehe also in die Apotheke und versuche der Dame mit allen Wörtern, die ich mir vorher aus meinem Wörterbuch zusammengesucht habe, klar zu machen was ich möchte. Daraufhin will sie mir eine elastische Binde verkaufen. Während ich ihr zu erklären versuche, das das nicht das ist was ich will, fällt meine Blick auf einen Verkaufsständer mit Bandagen. Na, das macht die ganze Sache etwas einfacher, ich zeige ihr also was ich möchte.
Ich muß den Rucksack absetzen und mich zur Anprobe hinsetzen. Dazu muß ich selbstverständlich auch den Schuh ausziehen. Als sie meinen Fuß vermisst um die richtige Größe festzustellen rümpft sie gewaltig die Nase. Logisch, nach mehreren Stunden Fußmarsch sind Füße, Socken und Schuhe halt nicht mehr die frischesten. Aber das ist halt ihr Job, da muß sie nun mal durch :-)

Ich lasse die Bandage gleich an und kaufe auch noch eine Tube Ibuprofen-Creme gegen die Schmerzen am Schienbein. Dank der Bandage habe ich nun keine Probleme mehr mit dem Fußgelenk, dafür schneidet die Bandage allerdings am oberen Rand gewaltig meinen Unterschenkel ein, was meinem Schienbein nicht so sehr bekommt. Das ist wohl "den Teufel mit Beelzebub austreiben". Aber es ist auf jedenfall besser als ohne.
So erreiche ich nach einer weiteren Stunde Astorga wo ich bereits 2007 übernachtet habe. Ich möchte die Kathedrale besichtigen, da diese vor zwei Jahren geschlossen war. Leider komme ich auch dieses Jahr zu einer Zeit zu der die Kathedrale geschlossen ist.
Also nehme ich in einer Bar zwei Bier und ein Bocadillo zu mir und laufe dann weiter in Richtung Murias de Rechivaldo. Als ich in der dortigen Herberge ankomme sind auch Gabi und Michael bereits da. Im Innenhof der Herberge nehmen wir erst mal zwei große Bier zu uns.

Zum Abendessen gibt es eine Art Eintopf mit Gemüse, Kartoffeln und Fleisch. Anschließend noch Fisch mit Kartoffeln. Nach dem Essen schenkt der Hospitalero noch diverse Sorten selbsthergestellter Spirituosen aus. Gegen 22:00 Uhr falle ich - nicht mehr ganz nüchtern - in meinen Schlafsack.

Sonntag, 12. April 2009

Virgen del Camino - Hospital de Orbigo 28 km

Bereits um 7:00 Uhr verlasse ich die Albergue. Als es gegen 7:30 Uhr langsam hell wird sehe ich viele dunkle Wolken am Himmel. Ich war heute morgen bevor ich losging kurz draußen und fand es warm genug um ohne Jacke zu laufen. Nun steckt die Jacke also im Rucksack. Mal sehen ob das gutgeht.

Die Ortschaft Virgen de Camino ist schnell verlassen und es geht über Feldwege zunächst nach Oncina de la Valdoncina, dann nach Chozas de Abajo, und nirgends gibt es eine Bar um einen Kaffee solo zu trinken. Ein Bocadilllo wäre jetzt auch nicht schlecht. Gegen 10:00 Uhr erreiche ich Villar de Mazarife. Das ist ein etwas größerer Ort und bin guter Hoffnung dort eine Bar zu finden. Die finde ich auch, hat aber geschlossen - heute ist Ostersonntag! Im freien etwas von meinen Vorräten zu mir zu nehmen kommt mir nicht in den Sinn. Dazu ist der Wind zu kalt und außerdem hängen immer noch total dunkle Wolken am Himmel. Also gehts ohne Frühstück weiter.

Mein Wanderführer weiß zu berichten das nunmehr zum letzten Mal eine sechs Kilometer lange Strecke schnurstracks geradeaus führt. Das es sich hierbei aber um eine Straße mit Asphaltbelag handelt, davon sagt er leider nichts. Ich laufe also sechs Kilometer auf Asphalt geradeaus bis der Weg in einem Feldweg mündet. An der Straßenseite sind, wie in einer Allee, Bäume gepflanzt. Ich vertreibe mir die Zeit auf dieser langweiligen Strecke indem ich die Schritte zwischen zwei Bäumen zähle. Die Bäume sind in einem relativ gleichmäßigen Abstand gepflanzt, es sind immer zwischen 75 und 80 Schritte von einem Baum zum nächsten. Nach einer halben Stunde wird mir dies allerdings auch zu langweilig.
Die folgenden vier Kilometer auf dem Feldweg verlaufen zwar nicht mehr geradeaus, aber auf Geröll zu laufen ist noch schlimmer. Permanent rutsche ich über den dicken Kieselsteinen aus oder knicke mit dem Fuß um - wirklich nicht schön zu laufen heute.

Als ich um 13:00 Uhr mein heutiges Etappenziel Hospital de Orbigo erreiche laufen auch Gabi und Michael gerade ein. Wir hatten verabredet das wir uns in der Herberge San Miguel wieder treffen.

Mein linkes Fußgelenk schmerzt höllisch. Gestern habe ich mir die letzten Etappen angesehen und festgestellt, das ich mit täglich 25 bis 28 Kilometer pünktlich am 27. April in Finisterra ankommen kann. Wenn der Fuß nicht besser wird kann ich froh sein wenn ich überhaupt in Santiago de Compostela ankomme. Morgen werde ich das Fußgelenk mal mit einer elastischen Binde etwas bandagieren.

Zu dritt betreten wir also die besagte Albergue und nach einem freundlichen "Buenos diaz" schenkt uns der Hospitalero erst mal drei Rotwein zur Begrüßung ein - so macht pilgern Spaß. Ich überlege einfach noch einmal reinzukommen :-) Die Albergue ist super gemütlich.

Gerade habe ich noch meinen Fuß gecremt und bandagiert. Hoffentlich wird es damit besser. Für morgen habe ich als Ziel Murias de Rechivaldo gewählt. Das ist der erste Ort hinter Astorga und ist ca. 22 Kilometer entfernt. Dann befinde ich mich also wieder in bereits bekanntem Gebiet, bin ich doch 2007 bereits die Strecke von Astorga nach Santiago de Compostela schon einmal gelaufen. Dann geht es in die Berge, ich freue mich schon.

Samstag, 11. April 2009

Puente Villarente - Virgen de Camino 21 km

Heute morgen gehe ich nach dem Frühstück, zwei Tassen Kaffee und ein Marmeladentoast, erst um 8:15 Uhr aus der Herberge, habe ja auch mit 21 Kilometer eine kurze Etappe vor mir. Zunächst geht es über einen ordentlichen Feldweg in Richtung Leon. Kurz vor Leon führt der Weg dann ca. einen Kilometer direkt auf dem Standstreifen einer zweispurigen Schnellstraße - das wäre in Deutschland wohl undenkbar!
Um ca. 12:00 Uhr erreiche ich die Kathedrale von Leon, ein wundervolles Bauwerk. Hier kostet es keinen Eintritt und die Kathedrale gefällt mir noch besser als die in Burgos. Alleine die Fensterbilder der Katherale sind einen Besuch wert.
Anschließend sehe ich zu das ich so schnell wie möglich aus der Stadt herauskomme. Ich bin mit Gabi und Michael in der Albergue in Virgen de Camino verabredet. Als ich um 14.00 Uhr dort eintreffe sind die beiden schon da und sind bereits geduscht.
Heute Abend muß ich auf jeden Fall ein Stück Fleisch zwischen die Zähne bekommen. Mal sehen ob das heute was wird.

Es wírd, am Abend gehe ich mit Gabi und Micha in ein Restaurant und wir essen ein Pilgermenu. Für mich gibts als Vorspeise Paella, dann Kotelette und zum Nachtisch eine mouse aue Chocolat, zusammen mit Brot, Wasser und Wein für zwölf!!! Euro. Naja, dafür haben wir ja auch die Stoffservietten ordentlich eingesaut - ich zumindest.

Freitag, 10. April 2009

Calzadilla de los Hermanillos - Puente Villarente 29,9 km

Eigentlich hatte ich mir ja gestern die Alternativroute ausgesucht um nicht an der Straße entlang laufen zu müssen. Das hat leider nichts gebracht, denn nach einer Stunde Weg heute morgen, steht ein Schild auf dem deutlich gemacht wird, das die Alternativroute gesperrt ist und die Pilger werden auf die Hauptroute nach El Burgo Ranero umgeleitet. Da hätte ich auch gestern entlang der Straße laufen können, vielleicht hätte ich dort eine Toilette gefunden :-)

Ab El Burgo Ranero geht es dann 13 Kilometer entlang der Straße nach Reliegos. Damit nicht genug, sieht es am Himmel aus als wollte gerade eben die Welt untergehen - dunkle Wolken wohin man schaut, eigentlich müsste es bereits gießen was das Zeug hält. Aber es dauert noch ca. 15 Minuten bis die ersten Tropfen fallen. In Windeseile packe ich meinen Regenschutz um den Rucksack als es auch schon stärker zu regnen beginnt.
Kurz darauf schickt Jakobus eine Brücke zum unterstellen, aber anstatt hier den Regenguß abzuwarten marschiere ich, so wie auch alle anderen Pilger, weiter. Man will ja nicht als Weichei gelten :-)
Das das die falsche Entscheidung ist zeigt sich nach weiteren fünf Minuten. Nun fängt es heftig an zu hageln. Mein Trinkbecher, den ich für den schnellen Zugriff per Karabiner an meinem Hüftgurt befestigt habe, ist innerhalb kürzester Zeit voller Hagelkörner. Aber so schnell wie das Unwetter kam ist es auch schon wieder vorbei.

Gegen 13:00 Uhr erreiche ich Reliegos. Dort ist Mittagspause angesagt. Anschließend noch schnell die Bargeldbestände am Geldautomat aufgefrischt und dann geht es weiter nach Fuente Villarente, meinem heutigen Etappenziel.
Die sieben Kilometer sind schnell vorbei und so erreiche ich gegen 16:00 Uhr die Albergue.

Nach dem duschen ist mal wieder Internet angesagt. In meinem Postfach liegen weit über 100 E-Mails, aber wirklich wichtig bzw. interressant sind lediglich drei, vier Stück. Danach rufe ich noch zu Hause an. Dort ist schönstes Wetter bei 25 Grad, hier ist es saukalt - verkehrte Welt!

Morgen geht es durch Leon. Die Kathedrale werde ich mir anschauen, aber dann gehts auf schnellstem Weg wieder aus der Stadt. Sagte ich es bereits: "Ich mag keine Großstädte"? :-)
Übermorgen gehts dann über Astorga in die Berge Richtung Galicien, freu....!!!!!!

Mit Pilgermenu heute Abend ist leider nichts, denn das einzige Restaurant am Ort serviert erst ab 21:00 Uhr ein Abendessen. Um 22:00 Uhr schließt aber bereits unsere Albergue und das Restaurant liegt auch noch am anderen Ende dieses langezogenen Ortes.

Die spanischen Pilger haben sich in einer nahegelegenen Konditorei eine Art Thunfischkuchen geholt und in der Herberge gegessen. So haben Gabi, Michael, Stefanie und ich das auch gemacht. Gabi und Michael kommen aus Regensburg, Stefanie aus Bernau am Chiemsee, also ich unter drei Bayern :-)
Das Essen sieht aus wie gedeckter Apfelkuchen - unten eine Lage Blätterteig, dann eine Lage warmer Thunfisch und dann wieder eine Lage Blätterteig. Schmeckt echt sehr gut und sättigt auch noch obendrein. Mit einer Flasche Wein ist es dann doch noch ein ordentliches Abendessen. Während wir vier am Essen sind, bereitet der Hospitalero eine Suppe zu. Plötzlich stellt er jedem von uns einen Teller mit Suppe auf den Tisch. Ich bin schon total satt, aber diese Suppe kann ich mir dann doch nicht entgehen lassen, handelt es sich doch um eine wunderbar riechende, klare Knoblauchsuppe. Außer jeder Menge Knoblauch ist massenweise Brot in die klare Brühe getaucht. Schmeckt echt superlecker. Bin mal gespannt wie wir vier morgen müffeln :-)

Donnerstag, 9. April 2009

Calzadilla de la Cueza - Calzadilla de los Hermanillos 35,7 km

Um 6:30 Uhr macht irgendwer bereits das Licht in unserem Schlafraum an und sofort beginnt überall ein hektisches Treiben. An schlafen ist nicht mehr zu denken. Also stehe ich auch auf und laufe gegen 7.00 Uhr noch im dunkeln los.

Die heutige Geschichte ist schnell erzählt. Es geht mal wieder 25 km über Ledigos, Terradillos de los Templarios, San Nicolas del Real Camino und Sahagun nach Calzada del Coto. Dort muß man sich für eine von zwei Wegalternativen, die beide in Reliegos wieder zusammnenführen, entscheiden. Der eigentliche Camino führt über Bercanos de Real Camino und El Burgo Ranero nach Reliegos, die andere Alternative ist die Calzada Romana, die über Calzadilla del los Hermanillos nach Reliegos führt. Es gibt zwei Gründe warum ich die zweite Alternative wähle. Da die erste Alternative immer am Rand der Autobahn entlang läuft entscheide ich mich für die Calzada Romana. Außerdem verspüre ich aktuell einen Rießendruck im Darm und die Aussicht in der nahegelegenen Ortschaft eine Bar zu finden in der ich zur Toillette gehen kann, machen die Entscheidung nochmals leichter.

Leider gibt es in dem Ort nur eine Bar und wie es der Teufel will ist diese geschlossen. Ich laufe also weiter um aus der Ortschaft herauszukommen und um irgendwo ein Gebüsch zu finden. Kaum kann ich es noch einhalten, der Druck wird immer größer und als ich aus dem Dorf herauskomme ist leider nur eine weite ebene Fläche ohne Baum und ohne Strauch zu sehen. Mir ist's egal, bevor das alles in die Hose geht erledige ich also mein Geschäft auf freier Fläche. Hoffentlich kommt kein Pilger vorbei. Ich werfe also, kaum aus dem Ort heraus, meinen Rucksack zu Boden, reise in aller Eile meine Hose hinunter und da geht es auch schon los - ich hätte das keine halbe Minute mehr einhalten können :-) Da kommt ein Bauer auf seinem Traktor vorbei und wirft mir ein paar lachende Blicke zu - der hat gut lachen.

Nachdem dieses wichtige Geschäft erledigt ist laufe ich weiter und erreiche gegen 15:00 Uhr Calzadilla de los Hermanillos. Zum Abendessen koche ich heute mal wieder selbst - das übliche natürlich. Waschen ist auch mal wieder angesagt. Nach dem Essen trinke ich noch meine Flasche Rotwein leer und geh dann früh zu Bett.

Meinen Weg für morgen muß ich so planen das ich übermorgen nicht in Leon übernachten muß - ich mag keine Großstädte . Ich möchte morgen vor und übermorgen hinter Leon übernachten.

Mittwoch, 8. April 2009

Fromista - Calzadilla de la Cueza 37,6 km

Am Morgen verabschiede ich mich von Miguelangel der den Bus nach Astorga nehmen will und dann von dort seine Pilgerreise nach Fatima fortsetzen will. Diesmal wird es der letzte Abschied sein.

Der Camino verläuft wieder mal über Asphalt und breite Schotterwege. Nach ca. zwei Stunden treffe ich Annette aus Wuppertal. Sie ist heute alleine unterwegs, da ihre Schwester wegen großer Blasen per Taxi nach Carrion de los Condes, ihrem heutigen Etappenziel, gefahren ist.
Gemeinsasm laufen wir ca. drei Stunden auf einem Schotterweg entlang der Landstraße über Villacalzar de Sirga nach Carrion de los Condes. Dort trifft sie auf ihre Schwester und ich verabschiede mich von ihr.
Ich muß mich entscheiden - entweder auch hier übernachten oder noch weitere 18 Kilometer dranhängen. Die Füße sind ok, das Wetter schön und es ist auch erst 13:00 Uhr, warum sollte ich also hier übernachten. Hätte ich gewußt was mich an diesem Nachmittag noch erwartet, hätte ich evtl. anders entschieden.

Die Strecke führt auas Carrion de los Condes heraus auf eine Landstrße und das sind wieder erst mal fünf Kilometer auf Asphalt. Was dann kommt kommt ist wohl unter "Meseta pur" zu bezeichnen. Es geht sage und schreibe zwölf Kilometer kerzengerade über einen Schotterweg nach Calzadilla de la Cueza. Ich bin auf der "Via Aquitana". Auf ihr transportierten die Römer Gold von Astorga nach Bordeaux.
Der Weg läuft wirklich wie mit dem Lineal gezogen durch eine nahezu baumlose weite Ebene. Ein Ziel ist nicht zu erkennen.
Nach ca. zwei Stunden auf der Via Aquitana ist erstmals die Spitze eines Kirchturmes zu erkennen. Dort also muß mein Etappenziel sein. Allerdings ist von einer Ortschaft um diesen Kirchturm nichts zu sehen. Nach einer weiteren dreiviertel Stunde geht es plötzlich bergab in eine Mulde und man steht vor der Albergue von Calzadilla de la Cueza. Der Ort erscheint wie aus dem nichts.

Am Abend gehe ich mit Claudia und Johannes, ein Ehepaar aus Fürth, und einem Ehepaar dessen Namen ich mir nicht behalten habe in das nahegelegene Restaurant um dort unser Pilgermenu einzunehmen. Das Pilgermenu sind überall ähnlich. Es gibt drei Vor-, drei Haupt- und drei Nachspeisen aus denen man sich ein Menu zusammenstellen kann. Dazu gibts immer Brot, Wasser und Wein. Das komplette Menu kostet dann so zwischen acht und zehn Euro.
Irgendwie kommen wir fünf nicht so recht ins Gespräch, kein Wunder, sind doch alles Lehrer außer Johannes, der ist Kripobeamter. Und so wird das ein relativ kurzes Essen und ich liege bereits um 21:30 Uhr in meinem Schlafsack.

Dienstag, 7. April 2009

Hontanas - Fromista 34,7 km

Eines gleich vorweg - Wunder lassen sich zeitweise auch wiederholen, zumindest jene denen man mit Voltaren auf die Sprünge helfen kann. Mein Fußgelenk ist zwar immer noch geschwollen, aber die Schmerzen haben doch merklich nachgelassen. Zwar spüre ich bei jedem Schritt einen Druckschmerz an dem Fuß, aber wie gesagt, alles bestens auszuhalten. Ich habe heute morgen ein Dankgebet 'gen Himmel geschickt. Ich glaube Jakobus will das ich in Santiago ankomme.

Nachtrag vom 08.09.2009: Nach monatelangen Schmerzen im Fuß ist nun die Diagnose für die Schmerzen endlich gestellt. Es handelte sich jeweils um einen Gicht-Anfall! Hier hilft Voltaren zum einen als Schmerzmittel und zum zweiten auch gegen die Schwellung und Entzündung. Ich habe nun immer ein paar Tabletten Voltaren bei mir :-)

Die ersten zehn Kilometer verlaufen heute ziemlich eben über Feldwege nach Castrojeriz. Dann sieht man schon von weitem das eine ziemlich heftige Steigung bevorsteht. Es ist ein kleiner Pass zu überwinden. Schon von unten sieht man ein Denkmal welches auf der Paßhöhe steht. Der Aufstieg ist, wie gesagt, kurz aber ziemlich heftig. Ziemlich ausgepowert nähere ich mich der Paßhöhe. Als ich oben ankomme tönt mir ein "Eeeegon" laut entgegen. Oben steht Miguelangel, den ich in Granon als Paellazubereiter in der Kirche kennenlernte. Wir begrüßen uns herzlich und fallen uns in die Arme.

Miguelangel ist Spanier, spricht aber perfekt deutsch, da er mehrere Jahre in Deutschland gearbeitet hat. Er ist bereits seit vier Jahren auf Pilgerreise und war zu Fuß bereits in Santiago de Compostela, Jerusalem und auch beim heiligen Vater in Rom. Er ist in seiner Heimat Grenada mit dreißig Euro in der Tasche losgezogen und hat halt zwischendurch immer mal wieder einen Gelegenheitsjob angenommen um wieder etwas Geld für den weiteren Reiseverlauf zu verdienen.
Zur Zeit befindet er sich auf dem letzten Teil seiner Pilgerung unterwegs nach Fatima in Portugal.
Wir laufen zwei Stunden zusammen und dann verabschieden wir uns wieder. Miguelangel geht ein Tempo welches mir wirklich etwas zu langsam ist. "Wir werden uns wiedersehen" gibt er mir zum Abschied mit. Ich glaube das eher nicht und gehe mit ein paar Tränen in den Augen - Miguelangel ist wirklich ein super Typ - in "meinem Schritt" weiter in Richtung Boadillo de Camino.

Dort angekommen, beschließe ich noch 1,5 Stunden dranzuhängen um bis nach Fromista weiterzulaufen. In Fromista komme ich gegen 16:00 Uhr an. Dort ist mal wieder Waschtag angesagt. Heute habe ich keine Lust auf ein Pilgermenu und da ich sowieso meine Vorräte in einem Supermarkt auffrischen muß, kaufe ich auch noch Spaghetti und Thunfisch für mein Abendessen. Spaghetti und Thunfisch entwickelt sich langsam zu meinem Leib- und Magengericht :-)
Als ich unterwegs zum Supermarkt bin traue ich meinen Augen nicht, da kommt doch tatsächlich Miguelangel dahergelaufen. Hätte nie gedacht das er mit seinem Tempo heute noch Fromista erreichen kann. Er übernachtet in der gleichen Herberge wie ich und bereitet für 15 Pilger ein vorzügliches Abendesssen zu. Miguelangel ist gelernter Koch. Jeder zahlt ihm für das Essen fünf Euro und so ist wieder für ein paar Tage Geld in seiner Tasche. Während wir uns bei der Zubereitung unterhalten schneidet er nebenbei Zwiebeln, ohne hinzusehen in einem Wansinnstempo, bei mir wäre kein Finger mehr an der linken Hand.

Für morgen muß ich mir überlegen was ich mache, die eine Alternative wäre bis Carrion de los Condes zu laufen. Das sind ca. zwanzig Kilometer. Dann bin ich aber schon wieder gegen 12:00 Uhr in der Albergue. Die nächste ist erst in Calzadilla de la Cueza, das sind dann aber wieder 38 Kilometer. Allerdings läuft der Weg laut meinem Pilgerführer ziemlich eben. Ich werde wohl erst in Carrion de los Condes entscheiden was ich tue. Aber so wie es die letzten Tage ging ist es eigentlich schon klar wie das morgen ausgeht.

So, nun werde ich noch Sarah anrufen und ihr einen schönen Urlaub wünschen. Sie fliegt morgen mit ihrem Freund Micha in die Türkei zum baden.
Anschließend werde ich mit Miguelangel noch die Rotweinflasche leeren, meine Wäsche abhängen und dann zu Bett gehen.

Montag, 6. April 2009

Burgos - Hontanas 31,6 km

War das eine Nacht. Ein Schnarcher vom allerfeinsten hat wohl die ganze Etage schlecht schlafen lassen. Also verlasse ich die Unterkunft um 7:00 Uhr. Draußen ist es noch dunkel, der Weg aus der Stadt ist schlecht markiert und plötzlich stehe ich an einer Kreuzung und habe keine Ahnung wo es weitergeht. Aber der Camino wäre nicht der Camino wenn es da nicht immer irgendwelche helfenden Engel gäbe. Ein älterer Herr nimmt mich am Arm und wir gehen zusammen zwei Kreuzungen weiter. Dann zeigt er mir mit seiner Gestik an wie der Weg weiter verläuft. So komme ich nach 1,5 Stunden endlich wieder aus der Großstadt heraus und laufe über Schotterwege in Richtung Tardajos, welches ich nach einer weiteren Stunde erreiche.

Ich habe es schon gestern geahnt - Asphalt ist Gift für meine Füße. Mein linker Fuß beginnt im Fußgelenk höllisch zu schmerzen. Ich mache eine Pause und creme den Fuß dick mit Voltaren ein.

Über breite Schotterwege zieht sich der Camino Frances in Richtung Hontanas. Ich habe offensichtlich die Meseta erreicht.Die Wege ziehen sich kilometerweit durch diese spanische Hochebene. Kaum ein Baum oder ein Strauch ist zu sehen. Was macht man hier nur im Hochsommer? Ich habe keine Probleme mit den Temperaturen, dafür aber mit meinem Fuß der immer mehr schmerzt. Die vielen Kilometer der letzten drei Tage waren doch offensichtlich zu viel für meine Füße. Warum merke ich das nur immer erst dann wenn es zu spät ist?
Gegen 14:00 Uhr komme ich in Hontanas an. Als ich meine Schuhe ausziehe sehe ich die Bescherung. Das Fußgelenk ist fürchterlich geschwollen.

Nach dem Duschen creme ich den Fuß dick mit Voltaren ein, vielleicht hilft es ja wieder. Nun sitze ich hier bei meinem dritten Bier, schreibe mein Tagebuch und hoffe das sich das Voltaren-Wunder wiederholen läßt. Auf jeden Fall werde ich es morgen wieder etwas gemütlicher angehen, wenn es denn überhaupt geht.

Sonntag, 5. April 2009

Villafranca Montes de Oca - Burgos 40,3 km

Nach einem Kaffee den Mijan gekocht hat verlasse ich gegen 8:00 Uhr die Albergue.
Zunächst geht es in einem einstündigen Anstieg von 945 Meter auf den höchsten Punkt heute, auf 1162 Meter. Hier oben soll es eine super Aussicht auf das Umland der Oca-Berge geben. Ich sehe keine 50 Meter weit, so dicht ist der Nebel heute morgen.
Auf breiten Forstwegen, die mich sehr an eine Autobahn erinnern, geht es gemütlich in weiteren zwei Stunden nach St. Juan de Ortega. Von dort aus in ca. einer Stunde nach Atapuerca. Vor Atapuerca beginnt allerdings Asphalt, was meinen Füßen noch nie gut bekommen ist.
Hinter Atapuerca muß ein Paß überwunden werden, Gott sei Dank auf steinigen Waldwegen.

So laufe ich gemütlich weiter bis Cardenuela, wo ich eigentlich übernachten wolte. Aber es ist erst 13:00 Uhr, eigentlich zu früh um nach einer Schlafgelegenheit Ausschau zu halten. Die nächste ist in Burgos, weitere 15 Kilometer. Nun denn, laufe ich halt nach Burgos. Über Orbaneja, Castanjares erreiche ich nach permanenter Asphaltlauferei den Flughafen und damit die Außenbezirke von Burgos. Nun zieht sich der Weg ca. 1,5 Kilometer durch triste, verfallene Vorstadtsiedlungen in Richtung Altstadt und Kathedrale.

Eigentlich wollte ich ja die Hektik der Großstädte vermeiden, nun übernachte ich doch wieder in einer :-(
Die Altstadt rund um die Kathedrale gefällt mir ausnahmsweise sehr gut. Die Albergue liegt direkt oberhalb der Kathedrale und ist ziemlich neu. Die Schlafgelegenheiten erinnern allerdings mehr an eine Kruft als an eine Pilgerherberge.
Nach dem Duschen gehe ich die Kathedrale besichtigen. Ich bin total begeistert davon, um alles zu sehen braucht man wahrscheinlich einen ganzen Tag. Allerdings bin ich etwas betrübt das auch Pilger zur Besichtigung 3,50 Euro Eintritt zahlen müssen.

Während meines ausgiebigen Abendessens in einem Restaurant neben der Kathedrale - ich sitze bei dem schönen Sonnenschein draußen - sehe ich zufällig noch eine Osterprozession. Es ist Semana Santa, die Karwoche. Gegen 22:00 Uhr verschwinde ich in meiner Kruft :-)

Samstag, 4. April 2009

Granon - Villafranca Monte de Oca 28,3 km

Die Nacht auf dem Fußboden war nicht so der Bringer. Die Herberge an sich schon. Um 7:30 Uhr gibt es Frühstück, ein spanisches halt, Kaffee, Baguette und Marmelade, nichts für mich. Also trinke ich nur einen Kaffee, lege zehn Euro in die Kasse und breche als erster kurz vor acht auf.

Die Weinberge der Rioja werden immer weniger, dafür gibt es jetzt immer mehr Getreidefelder in einer weiten, sich öffnenden Landschaft - die ersten Vorboten der Meseta?

Auf breiten, unspektakulären Schotterwegen erreiche ich über Redecillo del Camino, Castildelgado und Villamayor del Rio gegen 13:00 Uhr Belorado. Hier kann ich in einem Supermarkt mal wieder meine Vorräte auffrischen. Weiter gehts immer auf breiten Pfaden entlang der Straße über Tosantos, Villambistia, Epinal del Camino zu meinem heutigen Ziel Villafranca - Montes de Oca.

Kaum bin ich in der Albergue gelandet treffen auch schon die Polin und Mijan, die Koreanerin ein. Mit Mijan teile ich mir zum Abendessen eine Portion Spaghetti mit Thunfisch. Als Nachtisch gibts eine Orange für zwei. Stilgerecht, wie sich das in Spanien gehört, trinken wir natürlich eine Flasche Rotwein dazu.

Jetzt ist es 18:30 Uhr und das wars auch eigentlich was es vom heutigen Tag zu berichten gibt. Wenn noch etwas berichtenswertes passiert schreibe ich morgen davon. Ich warte noch bis 20:30 Uhr, dann sollte Beate zu Hause sein, dann werde ich mich mal wieder telefonisch bei ihr melden.

Freitag, 3. April 2009

Ventosa - Granon 38,5 km

Zunächst muß ich noch etwas von gestern schreiben.Die Herberge in Ventosa ist die sauberste und bestgeführte Herberge die ich bisher auf dem Camino kennenlernen durfte. Alles tip top sauber und neu und dazu noch ein super Menu. Heute morgen werden wir um 6:30 Uhr mit angenehmer Kirchenmusik geweckt. Es gibt daher beim aufstehen auch kein Tütengeraschel und auch keine Stirnlampen - sehr angenehm.

Um 7:30 Uhr verlasse ich diesen freundlichen Ort und habe noch keinen Plan wo ich heute Abend schlafen werde. Es ist noch nicht ganz hell als ich Ventosa verlasse und kurz hinter dem Ortsausgang springt ein Fuchs fünf Meter vor mir über den Weg. Den habe ich bestimmt aufgeschreckt oder gestört. Hoffentlich nicht beim Liebesspiel - wer läßt sich da schon gerne stören :-)
Durch die Weinberge der Rioja wandernd erreiche ich gegen 10:00 Uhr bereits Najera. Weiter gehts immer leicht bergauf bis Azofra. Es ist 11:00 Uhr als ich Azofra erreiche, zu früh um schon die Albergue für die Nacht aufzusuchen. So beschließe ich weitere 15 km bis Santo Domingo de la Calzada zu laufen.
Kurz hinter Azofra treffe ich auf Cornelius aus Soest der mit Andrea aus Italien unterwegs ist. Andrea hat große Probleme mit Blasen an seinem linken Fuß. Ich laufe ca. zwei Kilometer mit den beiden Jungs, verabschiede mich dann aber da die beiden zu langsam laufen - das ist nichts für mich. Wir verabreden uns aber für den Abend in der Albergue von Santo Domingo de la Calzada.

Später überhole ich auch noch die "Lady in black". Wir sind uns schon gestern ab und zu über den Weg gelaufen. Ich nenne sie "Lady in black" da alles was sie anhat schwarz ist. Einzig ihre rote Sigg-Flasche sticht da etwas ab. Außer einem Buen-Camino sprechen wir allerdings nichts miteinander - nach dem aussehen ist die Lady Spanierin.

Als ich gegen 15:00 Uhr in Santo Domingo de la Calzada ankomme will ich mir natürlich als erstes die Hühner in der Kirche ansehen. Die Kirche ist wegen Renovierung leider geschlossen und so beschließe ich völlig gefrustet bis Granon weiterzulaufen. Das sind noch mal sieben Kilometer, aber meine Füße halten heute so super das ich auch noch keine Lust verspüre schon eine Herberge aufzusuchen. Der Weg nach Granon führt entlang einer Bundesstraße, ist aber gut zu laufen.
Die Herberge in Granon befindet sich in der dortigen Kirche und wird von der fränkischen Jakobusgesellschaft geführt. Es gibt keine Betten, sondern nur Gymnastikmatten die auf dem Boden ausgelegt werden. Das Abendessen wird gemeinsam zubereitet, eingenommen und auch der Abwasch wird gemeinsam gemacht.
Heute gibt es für alle (25 Pers.) leckere Paella, Salat und Thunfisch. Unter den anwesenden Pilgern ist auch wieder meine "Lady in black". Wir wechseln ein paar Worte Englisch bis sie fragt: "Where did you come from?" Ich antworte: "From Germany", worauf sie sagt: "Na dann können wir ja auch deutsch miteinander reden". Daniela, so ist ihr Name, kommt aus Graz. Da werden doch Erinnerungen an Astorga 2007 wach.

Auch die Koreanerin aus San Franzisko, Mijan, ist in der Herberge. Außerdem lerne ich hier noch eine ganz nette Polin kennen die ein akzentfreies deutsch spricht. Ich habe zwar Cornelius und Andrea versetzt, habe aber dafür viele neue und nette Leute in Granon kennengelernt.

Es ist einfach eine super Herberge die sich nur über Spenden finanziert. Jeder kann für Unterkunft und Essen geben was er will. Neben der Kasse auf dem Schreibtisch liegt ein Zettel auf dem steht: "Gib was Du kannst, nimm was Du brauchst." Hier wird der Pilgergedanke noch gelebt!

Nun ist es kurz vor halb elf abends, morgen früh gibt es um 7:30 Uhr Frühstück, Zeit nun schlafen zu gehen. Mal sehen was der Tag morgen bringt.

Donnerstag, 2. April 2009

Logrono - Ventosa 20 km

Bereits in der Nacht kann ich meinen Zeh im Schlafsack wieder fast schmerzfrei bewegen. Heute morgen nach dem aufstehen kann ich auch wieder völlig ohne Schmerzen laufen, dieses Voltaren ist ja wohl ein Teufelszeug :-) Hoffentlich ist das nicht von Bayer, diesen Club möchte ich als FC-Fan nur allzu ungern unterstützen. Da ich ja nur eine kleine Tube dabei habe muß ich mir in den nächsten Tagen in einer Apotheke mal eine große Tube kaufen.

Ich mag die Hektik von großen Städten nicht. So schnell wie ich 2007 Pamplona verlassen habe, so schnell verlasse ich heute um 7:30 Uhr auch Logrono.
Es geht eine knappe Stunde durch die Stadt bis Logrono endlich hinter mir liegt. Anschließend führt der Weg über Asphalt in ein schönens Naherholungsgebiet vor Logrono und weiter nach La Grajera und dann durch Wald und Weinberger nach Navarrete. Ich befinde mich mittlerweile im größten spanischen Weinanbaugebiet, dem Rioja.
Von Navarrete nach Ventosa sind es nochmal 10 km, die erst durch wunderschöne Weinberge, dann aber parallel zur Autobahn verlaufen. Das sind die weniger schönen Momente auf dem Camino.
Mein Fuß macht sich langsam wieder bemerkbar. Um 12:00 Uhr komme ich in Ventosa an und da die Herberge erst um 14:00 Uhr öffnet muß ich mir wohl oder übel die Zeit in einer Bar vertreiben. Weiter möchte ich heute nicht laufen, muß meinen Fuß schonen. Ich genehmige mir also drei Tintos und ein Bocadillo mit Ei und Schinken und muß für das alles dann drei !!! Euro zahlen.

In der Albergue lädt mich Iris zu einer Gemüsesuppe ein. Iris habe ich bereits gestern in Logrono kennengelernt und ich bin auch heute einen Teil des Weges mit ihr zusammen gegangen. Die Wildkräuter die in unserer Suppe schwimmen hat sie unterwegs gesammelt.
Sie ist deutsche, lebt aber in Portugal, wo sie auch ihr Geld mit dem Verkauf von Kräutern und Tee verdiehnt. Irgendwie erinnert sie mich an eine alte, seltsame Kräuterhexe, macht aber gleichzeitig den Eindruck einer 68erin und einer Aussteigerin. Wie auch immer, die Suppe mit jeder Menge angebratenem Knoblauch schmeckt vorzüglich.
Die Leiterin der Herberge rümpft die Nase und reißt alle Fenster der Küche auf damit der Knoblauchdunst nicht in die Schlafräume zieht.

Die Herberge in Ventosa ist erst in 2008 eröffnet worden, entsprechend neu und modern ist alles. Sie wird von Jutta aus Österreich geführt und alles ist wirklich sehr sauber und gemütlich.

Momentan sitze ich im Aufenthaltsraum vor dem offenen Kaminfeuer und schreibe mein Tagebuch in angenehmer Wärme. Für heute Abend kocht Jutta ein Menu mit Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise für sieben Euro, Wasser, Brot und Wein natürlich, wie immer, inklusive. Klar das ich mir da ein Menu reserviert habe, so brauche ich weder zu kochen, noch muß ich mir ein Restaurant suchen.

Es ist jetzt 17:00 Uhr, noch zwei Stunden bis zum Abendessen, ich werde nun noch ein wenig Augenpflege betreiben. Vorher muß ich allerdings meinen Zeh noch versorgen. Mal sehen wie weit es mich morgen verschlägt. Die nächste Herberge ist bereits in Najera, das sind nur 10 km. Die übernächste in Azofra (14 km) und dann ist erst wieder eine in Santo Domingo de la Calzada. Das sind allerdings knapp 30 km. Zehn bzw. fünfzehn sind mir eigentlich zu wenig, dreißig allerdings auch zuviel. Naja, mal sehen wie die Füße mitmachen.

Mittwoch, 1. April 2009

Los Arcos - Logrono 29 km

Um 7:30 Uhr beginne ich nun meinen diesjährigen Camino und laufe los in Richtung Logrono. Ich habe schlecht geschlafen. Vielleicht lag es ja einfach nur an der Vorfreude darauf das es endlich wieder losgeht. Vielleicht lag es aber auch an der ungewöhnlichen Ruhe in der Nacht. Wir waren nur zu viert in einem Raum mit 36 Betten, wahrscheinlich haben mir die Schnarcher gefehlt :-)

Gemütlich geht es zunächst in 1,5 Stunden in Richtung Sansol und Torres del Rio. Weiter gehts in stetem auf und ab durch schöne Landschaft in Richtung Viana, meinem heutigen Etappenziel.
Als ich in Viana ankomme ist es allerdings erst 12:00 Uhr und das ist mir doch ein wenig früh um schon die Albergue aufzusuchen. Also beschließe ich bis Logrono weiterzulaufen.

Vor Logrono lasse ich meinen Pilgerpaß noch von Dona Felisas Tochter abstempeln, die eine alte Tradition ihrer Mutter fortführt. Jeder Pilger erhält auf Wunsch einen Stempel in seinen Paß und wird hierfür um eine kleine Spende gebeten. Hiervon lebt die alte Dame ganz offensichtlich. Außerdem führt sie mittels einer Strichliste genauestens Buch über die Anzahl der vorbeikommenden Pilger.
Nachdem ich mich von der Dame verabschiedet habe erreiche ich nach einer Viertelstunde mein heutiges Nachtlager in Logrono.

Mein großer Zeh des linken Fußes schmerzt sehr stark. Es ist ein Schmerz im Gelenk des Zehs den ich auch in den letzten Wochen zu Hause schon ab und zu bemerkte. Aber so schlimm wie heute war es noch nie. Das war ganz offensichtlich etwas viel für den ersten Tag.
Ich kann kaum noch den Fuß belasten. Mittlerweile schmerzt auch der Ballen des Zehs bei jedem Schritt. Es ist eine Qual die 500 Meter zum Restaurant und zurück zu laufen.
Ich hätte doch mal besser in Viana übernachtet.

Einige Augenblicke denke ich darüber nach was ich wohl mache wenn das morgen früh nicht besser ist. Evtl. muß ich schon so früh einen Ruhetag einlegen. Evtl. muß ich sogar abbrechen, so stark sind die Schmerzen teilweise. Aber im nächsten Augenblick fällt mir wieder ein was auf der Tüte stand in der mir Beate meine Halskette zum Abschied überreichte. Da stand "Buen Camino" , "Ultreia" und auch "No pain - no Glory".
Also da muß ich nun wohl durch wenn ich Santiago erreichen will. Es geht nicht schmerzlos. Sofort verwerfe ich jegliche Gedanken an einen Abbruch, es wird schon irgenwie gehen - Jakobus wirds schon richten.
Gott sei Dank das mir Beate eine kleine Tube Voltaren, ein Schmerzgel, mitgegeben hat. Damit reibe ich die schmerzenden Stellen ein. Mal sehen wie es morgen früh geht.