Sonntag, 29. April 2007

noch ein paar Tage Urlaub






Heute ist der 24.04.2007 und um 8:45 landet Beate auf dem Flughafen von Santiago de Compostela. Wir wollen noch ein paar Tage hier zusammen verbringen. Ich fahre um 7:45 mit dem Bus zum Flughafen um sie dort abzuholen. Nach einer herzlichen Begrüßung fahren wir ins Hotel, legen ihre Sachen ab und gehen dann in die Pilgermesse um 12:00 Uhr. Wieder treffe ich auf viele bekannte Gesichter. Ich freue mich über das wiedersehen mit der feundlichen Wienerin, Phillipe ist da, die drei Französinnen, aber am meisten freue ich mich das Uta auch wieder im Gottesdienst ist.
Auch heute wird wieder der Weihrauchkessel geschwenkt. Nach der Messe umarme ich noch den heiligen Jakobus und damit ist meine Pilgerreise offiziell beendet.Den Nachmittag und den Abend verbringen wir zu dritt mit Uta in Santiago.

Am 25.04.2007 verabschieden wir uns von Uta und fahren für drei Tage nach Finistera an die Atlantikküste. Hier, am Ende der Welt, haben früher die Pilger lt. Überlieferung ihre getragenen Kleider verbrannt. Das ist mir definitiv zu teuer und so verbrenne ich lediglich ein Paar getragene Wandersocken :-)

Beate und ich finden in Finistera ein wunderbares Hotel und verbringen drei schöne, harmonische Tage miteinander. Freitags gehts per Bus wieder zurück in das laute und vom Bustourismus überfüllte Santiago de Compostela, wo wir noch einmal übernachten um dann Samstags den Heimflug anzutreten.

Dienstag, 24. April 2007

San Paio - Santiago de Compostela




Gegen 8:00 Uhr verlassen wir unsere Ferienwohnung zu den letzten Kilometern bis nach Santiago. Irgendwie bin ich etwas traurig das nun alles vorbei sein soll. Unterwegs überholen uns die beiden Spanier. Wir sollten sie aber noch öfter treffen. Die Strecke zieht sich zunächst auf Asphalt bis zum Monte do Gozo. Hier treffen wir wieder auf Karl.
Von hier hat man einen schönen Blick auf das weiter unten liegende Santiago de Compostela: Monte do Gozo heißt Berg der Freude und soll beschreiben, was der Pilger fühlt, wenn er von dieser Anhöhe auf sein Ziel blickt. Der Ort Monte do Gozo selbst erzeugt jedoch weniger Glücksgefühle, handelt es sich doch im Wesentlichen um ein gigantisches Hotel- und Herbergsareal.

Wir laufen also bald weiter unsere letzten fünf Kilometer bis zur Kathedrale von Santiago. Hier ist täglich um 12:00 Uhr eine Pilgermesse für die neu angekommenen Pilger. Wir erreichen den Vorplatz der Kathedrale gegen 12:15 Uhr. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl nach der langen, teils schwierigen Wanderung plötzlich hier zu stehen. Wieder laufen mir Tränen über die Wangen.

Mit vollem Rucksack begeben wir uns in den Gottesdienst. Die Kathedrale ist restlos gefüllt. Wir treffen viele bekannte Gesichter vom Camino wieder. Zum Schluß des Gottesdienstes erleben wir wie der Weihrauchkessel durch die komplette Kathedrale geschwenkt wird. Dies erfolgt eigentlich nur zu besonderen Anlässen.

Nach dem Gottesdienst holen wir uns im Pilgerbüro unsere Compostela ab. Hierbei handelt es sich um eine lateinische Urkunde, die jeder Pilger erhält der durch Stempel im Pilgerausweis nachweisen kann das er zumindest die letzten 100 km zu Fuß oder zu Pferd, bzw. die letzten 200 km mit dem Fahrrad zurückgelegt hat.

Anschließend sitzen wir bei einer Cerveza in einer Bar und lassen so den Nachmittag vorübergehen.

Sonntag, 22. April 2007

Arzua - San Paio 29 km



Eigentlich wollten wir die letzten 40 km aufteilen und heute nur bis Pedrouzo laufen. Karl läuft wie immer weit voraus. Unterwegs treffe ich Uta und Marlies und wir laufen zusammen Richtung Pedrouzo. Mit Karl bin ich in der Herberge in Pedrouzo verabredet. Irgendwie sind wir drei aber an der Herberge vorbeigelaufen. Als wir dies bemerken ist es auch schon zu weit um umzukehren. Ich unterhalte mich sehr nett und angeregt mit Uta, wahrscheinlich ist das der Grund weshalb wir die Abzweigung zur Herberge übersehen haben. Nun müssen wir bis zur nächsten Unterkunft lt. Reiseführer bis Lavacolla laufen. Das sind immerhin zusätzliche neun km bzw. zwei weitere Stunden in sengender Hitze.

Marlies hat ebenso wie ich Probleme mit ihren Füßen und daher legen wir öfters eine kleine Rast ein. Als wir den Flughafen von Santiago de Compostella erreichen haben wir noch immer ca. eine Stunde zu laufen.

In einem Restaurant in San Paio, in dem wir etwas trinken fragt Uta nach einer Unterkunft für heute Nacht. Uta kann sich mit italienisch sehr gut in Spanien verständigen. Das sollten wir auch in den nächsten Tagen noch schätzen lernen. Uta, solltest Du das hier lesen - vielen Dank für alles.

Der Wirt bietet uns für 20 € pro Person eine riesige Ferienwohnung an. Ein Schlafzimmer für die Damen, eines für mich, Küche, Wohnzimmer, Bad - alles bestens und sehr sauber. Wir buchen die Ferienwohnung und haben so morgen nur noch 10 km bis Santiago de Compostela.

Samstag, 21. April 2007

Palas de Rei - Arzua 32 km






Ich kann wegen Hundegebell in der Nachbarschaft der Pension nicht schlafen und stehle mich deshalb bereits um 6:30 Uhr aus dem Hotel.

Es ist noch dunkel und daher ist es nicht leicht den Weg aus der Stadt zu finden. Aber irgendwie finde ich den richtigen Weg und nach zwei Stunden erreiche ich die erste offene Bar. Es heißt "zu den zwei deutschen" und der Kaffee solo schmeckt mir so gut das ich drei Tassen davon trinke. Während meines Frühstücks kommt auch Phillipe in die Bar.

Ab 8:30 steht mein Handy nicht mehr still. Viele Bekannte rufen an oder senden eine SMS - heute ist mein Geburtstag. Es ist sehr schön zu sehen wieviel Leute an mich denken. Ich möchte euch hiermit herzlichen Dank sagen falls ihr das lest.

Nach zwei weiteren Stunden ist Melide erreicht. Unterwegs, Karl ist mittlerweile auch eingetroffen, verlieren wir Phillipe der offensichtlich in Ribadiso übernachtet. Karl und ich laufen weiter bis Arzua und übernachten dort.

Beim Abendessen lernen wir Uta und ihre Freundin Marlies kennen. Uta lebt schon lange in Italien. Während unserer Unterhaltung stellt sich heraus das Uta früher in Wiesbaden wohnte - wie klein doch die Welt ist.

Ferreiros - Palas de Rei 36 km

Am morgen verabschiede ich mich von der netten Wienerin von der ich nicht mal ihren Namen kenne.

Seit über einer Woche starte ich heute zum ersten Mal wieder "Compeedfrei" Alle Blasen sind gut abgeklungen. Dafür meldet sich mein rechter Fuß mit einem anderen Problem. Bei jeder Belastung des Fußes zieht ein stechender Schmerz durch die Innenseite des Fußes bis auf den Spann. Beim bergauflaufen spüre ich diesen Schmerz nicht, geradeaus nur ein wenig, aber bergab könnte ich in die Luft gehen. Bei jedem aufsetzen des Fußes zieht es durch den ganzen Fuß. Ich entwickle eine Technik beim bergablaufen die den Schmerz etwas mildert, ab es schmerzt immer noch höllisch bei jedem Schritt. Ganz steile Passagen gehe ich rückwärts herunter.

Wegen der Schmerzen wollte ich eigentlich nur die 20 km bis Hospital de la Cruz gehen, aber da der Weg dorthin überwiegend in leichtem Aufstieg verläuft und ich bereits um 13:00 Uhr in Hospital eintreffe, beschließe ich noch weitere sechs km bis Areixe zu laufen. Außerdem muß ich unbedingt Wäsche waschen und da in den Herbergen teilweise wenig Platz zum trocknen ist, will ich mir mal wieder ein Hotelzimmer genehmigen. Dort, so denke ich, kann ich die gesamte Wäsche in der Dusche zum trocknen aufhängen.

Die einzige Pension in Areixe ist leider ausgebucht. So bleibt mir nur eine Wahl, entweder die Herberge in Areixe nehmen oder nochmals sieben km dranhängen und bis Palas de Rei laufen. Ein Blick auf das Streckenprofil lässt meine Entscheidung einfach werden - es geht bergauf und da ist klar, ich werde noch weitere eineinhalb Stunden laufen.

Dehalb gefällt es mir aleine unterwegs zu sein, ich muß sich mit niemandem abstimmen, brauche nicht zu diskutieren ob 20 oder 25 km gelaufen werden, ich bin nur mir gegenüber verantwortlich. Auf dem Camino stellt sich auch niemals die Frage "Was mache ich heute?"
Einfach aufstehen, Zähne putzen, Sachen packen, Schuhe anziehen, Rucksack auf den Rücken und laufen.......
Irgendwann dann ein Bett für die Nacht suchen, duschen, essen, schlafen und das Spiel beginnt von neuem.

Als ich am Abend essen gehen will treffe ich auf Karl und Phillipe die sich wundern das ich trotz meiner lädierten Füße 36 km gelaufen bin. Ich esse Spaghetti, Pulpo und dann eine "Tarta di Santiago", ein leckerer Mandelkuchen. Plötzlich kommen die beiden Spanier in das Restaurant. Es gibt ein großes Hallo und wir trinken wieder Albarinho zusammen.



Mit Karl und Phillipe verabrede ich mich für morgen Abend in Arzua. Ich möchte mit ihnen eine Flasche Wein auf meinen Geburtstag trinken.

Donnerstag, 19. April 2007

Samos - Fereiros 25 km


Um 7:00 Uhr gehe ich zusammen mit den drei französischen Damen in Richtung Sarria los. Nach Sarria gibt es ab Samos zwei Varianten. Die eine führt immer an der Straße entlang und ist mit 11 km etwas kürzer als die andere Variante. Ich will nicht an der Straße entlang laufen und entscheide mich daher für die längere Strecke. Die Damen laufen an der Straße entlang.

Bei meinem Weg komme ich bei permanentem auf und ab durch Wälder, Wiesen, Felder und viele kleine Ortschaften. So vergehen die drei Stunden bis Calvor sehr schnell. Von Calvor nach Sarria geht es dann allerdings auch wieder eine Stunde auf der Straße weiter.

Ich möchte die Kirche in Sarria besuchen, doch leider ist sie geschlossen. So laufe ich weiter durch schöne, kleine Ortschaften über Barbadelos nach Ferreiros. Eigentlich wollte ich heute noch weiter, aber da macht mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Kurz vor Ferreiros zieht ein Gewitter auf und es beginnt zu regnen. Ich flüchte gerade noch trocken in die Herberge.

Beim Abendessen im Restaurant neben der Herberge haben wir viel Spaß. An einem großen Tisch sitze ich zusammen mit drei Holländerinnen, einem australischen Ehepaar, einer Österreicherin, Phillipe aus Frankreich und mit Karl aus Wesel am Niederrhein.
Obwohl fast alle unterschiedlich Sprachen sprechen, verstehen wir uns doch wunderbar. Das ist das tolle an diesem Weg - täglich trifft man neue Leute und und findet sofort Gesprächsstoff. Oder man trifft wieder auf bereits bekannte Gesichter und hat sofort wieder Spaß und Freude zusammen.

Die Österreicherin neben mir sagt mir ob meiner zitternden Hand auf den Kopf zu das ich an Parkinson erkrankt sein müßte. Sie erzählt aufmunternd von ihrer ebenfalls an Parkinson erkrankten Mutter die trotz Krankheit 94 Jahre alt wurde. Mit der netten Wienerin unterhalte ich mich sehr angeregt an diesem Abend und des öfteren läuft mir eine Träne über die Wangen. Ich habe schon lange keinen so herzlichen und lieben Menschen mehr kennengelernt.
Sie hat fünf Söhne großgezogen, hat einen depressiven Mann zu Hause und sich nun diese Auszeit genommen um auf dem Camino etwas Abstand zu allem zu finden. Auf dem Weg hat sie das australische Ehepaar kennengelernt und die drei gehen nun die täglichen Etappen zusammen.

Gegen 22:30 Uhr verlassen wir das Restaurant und gehen alle zusammen in die Herberge.

Mittwoch, 18. April 2007

Hospital da Condesa - Samos 25 km

Um 9:00 Uhr verlasse ich Hospital da Condesa, ich habe mich mal wieder zu einem Frühstück überreden lassen - das war definitiv das letzte Mal.
Toast wurde gestern Abend versprochen, was auf dem Tisch steht sind zwei getoastete Ciabattabrotscheiben die so hart sind wie Knäckebrot, eine Portion Butter und eine Portion Aprikosenmarmelade. Das mir, der zuhause, wenn überhaupt, nur rote und schwarze Marmelade ist! Naja, der Kaffee war ok und für 2,50 € kann man schließlich auch kein Buffet erwarten.

Die ersten 45 minuten geht es bergauf auf den Alto do Poio. Diesen Aufstieg hatte ich mir gestern als lockeren Tagesanfang vorgestellt, doch was dabei heraus kommt ist extrem schweißtreibend. Der ganze Aufstieg läuft entlang der Paßstraße bis endlich der Alto do Poio mit über 1300 m erreicht ist.

Ansonsten sagt das Streckenprofil für heute zunächst einen zehn km langen Abstieg bis Triacastela und dann weitere 10 km auf relativ gleichbleibender Höhe bis Samos voraus.
Der Abstieg durch Wiesen, Feldwege und durch uralte Bauerndörfer verläuft ziemlich kurzweilig, belastet aber meine Knie gewaltig.

Die 10 km von Triacastele nach Samos sind allerdings alles andere als gerade. Kaum geht es mal 50 Höhenmeter hoch, geht es nach wenigen hundert Metern dies fünfzig garantiert wieder bergab. Dies sollte sich bis Samos so wiederholen.

Bergab schmerzen meine Knie, bergauf schmerzen meine Oberschenkel, hinzu kommt der Schmerz der "Ampolla", meiner Blase, am rechten Fuß bei jedem Schritt. Die heutige Etappe hatte ich mir eigentlich als relativ einfach vorgestellt.

Ich bin total fertig, es scheint als laufen meine Füße alleine, ich erwarte hinter jeder Kurve den Blick auf Kloster Samos. Doch der Weg zieht sich noch 2,5 Stunden bis im Tal endlich das Kloster erscheint. Es ist ein sehr schöner Anblick.


Weniger schön ist die Herberge im Kloster. Das ist die bisher schmutzigste Herberge die ich gesehen habe, aber weitere elf km bis Sarria schaffe ich heute nicht mehr. Außerdem möchte ich um 20:00 Uhr die Messe in dem Benediktinerkloster besuchen.

Hoffentlich gibt es nach der Messe in einem Restaurant noch etwas zu essen? Vorher geht ja nicht, da vor 20:00 Uhr kein Restaurant etwas zum Abendessen zubereitet.

21:00 Uhr, die Messe ist vorbei. Außer mir waren lediglich drei Französinnen, ein Amerikaner, eine Kandierin und ein Spanier in der Kirche. Der Gottesdienst war ziemlich lieblos zelebriert.
Ich gehe mit dem Amerikaner und der Kandierin zum Essen. Wir unterhalten uns recht angeregt und so wird es doch noch ein schöner Abend.

Dienstag, 17. April 2007

Trabadelo - Hospital da Condesa 23 km



Nach einer wunderbar ruhigen Nacht starte ich um 8:00 Uhr in Richtung O Cebreiro. Bis dahin liegen gut 17 km mit einem Höhenunterschied von 800 Meter vor mir. Das Chaos von gestern setzt sich fort, die ersten 10 km sind wieder auf Asphalt zu laufen.

Dann aber wird der Weg so wie ich das mag. Über Felsbrocken und auf steinigen Wegen geht es in ca. 2,5 Stunden von Ruitelan über La Faba nach O Cebreiro. Erschöpft und völlig schweißgebadet erreiche ich das denkmalgeschütze Ort.

Eigentlich wollte ich dort übernachten, aber die Herberge wird gerade renoviert und es muß in Container geschlafen werden. Außerdem fühle ich mich in diesem Ort nicht wohl, erinnert er mich doch zu sehr an Rüdesheim - überall Souvenierläden.

Also laufe ich weiter und erreiche nach sech Kilometer Hospital da Condesa. Nach meiner Ankunft in der Alberque zieht ein kräftiges Gewitter auf und während des Duschens gehen plötzlich alle Lichter aus. Offensichtlich hat ein Blitz ganze Arbeit geleistet. Nach einer guten halben Stunde ist der Strom wieder da.

Zum Abendessen gehe ich in das einzige Lokal am Ort. Es gibt wieder Nudelsuppe, Gulasch mit Pommes und als Nachtisch Kaffee. Als ich am bezahlen bin kommen die beiden Spanier zur Tür herein. Wir sitzen zu dritt an einem Tisch, trinken zwei Flaschen Albarinho(span. Weißwein) und haben wieder viel Spaß bei unserer Konversation mit Händen und Füßen sowie mit meinem Deutsch-Spanisch-Wöterbuch. Anschließend gehen wir gemeinsam in die Herberge und jeder in sein Bett.

Montag, 16. April 2007

Ponferrada - Trabadelo 37 km

Da in der Nacht kaum an schlafen zu denken war stehe ich bereits um 6:30 Uhr auf, verarzte meine Füße mit einem Compeed das ich von Betti habe und verlasse die Herberge gegen 7:00 Uhr mit Ziel Villafranca del Bierzo.

Von den 26 km, bzw von den ca. sechs Stunden bis Villafranca sind gut dreiviertel auf Asphalt zu laufen. Unterwegs kaufe ich neues Compeed und Sonnencreme mit Faktor 50. Mein linkes Ohr, die Nase und mein linker Arm sind ziemlich verbannt. Ausserdem erstehe ich in einem Laden noch eine Mütze mit Sonnenschutz für Ohren und Nacken.

Als ich in Villafranca ankomme ist es est 14:00 Uhr und ich beschließe noch etwas weiterzulaufen. Wegen der gestrigen Nacht möchte ich mir heute mal ein Hotelzimmer genehmigen. Daher laufe ich weiter bis Trabadelo und buche in einem Hotel ein Zimmer für einundzwanzig Euro.
TV, Dusche, WC - alles zur alleinigen Benutzung, man wird genügsam und freut sich auch über Dinge die sonst alltäglich sind.

Am Abend gibt es Nudelsuppe, Kotelette, Kaffee solo und natürlich Wein und Aqua.

Sonntag, 15. April 2007

Foncebadon - Ponferadda 29 km

Bereits nach dem aufstehen verspüre ich einen leichten Schmerz zwischen Fußballen und den Zehen des rechten Fußes. "Schnell mal versuchshalber ein Compeed draufkleben" denke ich. Das Pflaster liegt im gleichen Beutel wie mein Duschgel, Zahnbürste etc. Auch "Rei in der Tube" ist in diesem Beutel, d. h. das Rei ist plötzlich nicht mehr in der Tube, sondern im Beutel - alles ausgelaufen. Meine Compeeds halten natürlich überhaupt nicht mehr da alles mit Rei vollgelaufen ist. Die sind nur noch zum wegwerfen zu gebrauchen. An eine Apotheke ist heute auch nicht zu denken, es ist Sonntag. Also muß es ohne gehen.

Gegen 8:00 Uhr verlasse ich dieses gastliche Haus und vergesse auch noch den halben Liter Rotwein, den ich am Abend vorher teuer erworben habe, in meine Plastikflasche umzufüllen. Der hätte mir zur Mittagsrast sicher gut geschmeckt.


Nach einer guten halben Stunde erreiche ich das Cruz de Ferro an dem seit jeher die Pilger einen von zu Hause mitgebrachten Stein niederlegen. Dieses Ritual bedeutet für die Pilger das symbolische Ablegen einer Seelenlast.

Auch ich lege meinen Stein nieder und bete das Gebet des Cruz de Ferro:

"Herr, möge dieser Stein, Symbol für mein Bemühen auf meiner Pilgerschaft, den ich zu Füßen des Kreuzes des Erlösers niederlege, dereinst, wenn über die Taten meines Lebens gerichtet wird, die Wagschale zugunsten meiner guten Taten senken. Möge es so sein."

Hier am Cruz de Ferro treffe ich erstmals auf zwei Spanier die mich bitten, mit ihrer Kamera ein Bíld von beiden unterhalb des Kreuzes zu knipsen. Wir sollten uns noch öfter unterwegs treffen.


Nach ein paar eigenen Fotos mache ich mich weiter auf den Weg, komme kurz darauf am Refugio in Manjarin vorbei, in dem es kein fließendes Fasser und auch nur einen Plumpsklo gibt. Ich bin sicher nicht sehr wählerisch, aber diese Herberge würde ich mir nun doch nicht antun wollen.

Noch ein kurzer Anstieg und dann beginnt der steinige, teilweise recht steile Abstieg über El Acebo nach Molinaseka. Ich merke das sich an meinem Fuß eine Blase bildet, kann aber ja nichts dagegen unternehmen. Zu guter letzt noch zwei Stunden auf Asphalt bis Ponferrada laufen geben meinem Fuß den Rest.

Als ich an der Herberge ankomme sind auch die beiden Spanier schon da und verarzten ihre Füße. Einer gibt mir seine Sonnencreme als er meinen Sonnenbrand sieht. Obwohl wir uns kaum unterhalten können, so haben wir doch viel Spaß miteinander. Ich soll mir morgen "Crema del Sol" mit hoher Protection in einer Farmacia besorgen, macht er mir klar.
Als ich meine Strümpfe ausziehe sehe ich die Bescherung. Es hat sich eine ordentliche Blase gebildet die bereits voller Flüssigkeit ist. Ich werde nichts daran unternehmen und mir morgen neues Compeed kaufen.

Am Abend gehe ich mit Betti aus Bayern, einer Italienerin und einem Belgier zum Essen. Die Italienerin spricht außer ihrer Landessprache auch noch fließend französich, spanisch und englisch und leistet uns große Dienste bei der Konversation und bei der Bestellung der Menus. Ich esse als Vorspeise Paella, als Hauptgericht Cordon Bleue und als Nachspeise Ananas. Der Wein und das Wasser ist wie immer im Preis enthalten.

Als ich ins Bett gehe, ich schlafe in dieser Nacht in einem vierer-Zimmer, ist das Bett mir gegenüber noch leer. Nachts ertönt aus diesem Bett ein gewaltiges Schnarchkonzert, was selbst mich schlecht schlafen lässt. Beim aufstehen am nächsten Morgen sehe ich wer mir da gegenüberliegt - Betti. Ich habe wahrlich noch nie eine Frau so schnarchen gehört.

Samstag, 14. April 2007

Astorga - Foncebadon 27 km

Gegen 8:00 Uhr am morgen gehe ich los. Eigentlich wollte ich noch die Kathedrale in Astorga besichtigen, aber die war um diese Zeit leider noch geschlossen.

Daher ging es also zunächst ca. drei Stunden entlang der Landstraße und über Feldwege immer auf ebenem Weg nach El Ganso. In der dortigen Bar treffe ich bei einem Kaffee auf einen alten Spanier. Nach anfänglichen Versuchen in Spanisch, die freilich alle zu nichts führen, fragt er plötzlich: "deutsch?" - ich sage ja und es stellt sich heraus, das er einige Jahre in Deutschland gearbeitet hat.
Wir hauen uns gegenseitig auf die Schulter, lachen, trinken zwei Bier zusammen, und er erzählt über seine Zeit als Bauarbeiter in Deutschland. Nach einer herzlichen Verabschiedung gehe ich weiter.

Nach zwei Stundden erreiche ich Rabanal del Camino. Hier beginnt der Aufstieg nach Foncebadon. Diese Trümmer- bzw. Geisterstadt ist nach einer weiteren Stunde erreicht. Der Ort wird nachdem er komplett verlassen wurde inzwischen wieder nach und nach besiedelt. Es sieht jedoch aus als sei der zweite Weltkrieg gerade zu Ende gegangen. Überall zusammengefallene Gebäude und dazwischen zwei Herbergen die offensichtlich neu aufgebaut wurden.
In einer der beiden finde ich ein Bett für die heutige Nacht und der Hospitalero serviert auch ein Abendessen. Allerdings stellt sich heraus das hier alles etwas teuer ist., sieben Euro für einen Teller Nudelsuppe und für ein paar Makkaroni sind doch vergleichsweise viel.
Auch das Frühstück am nächsten Morgen ist wohl das was man für drei Euro in Spanien erwarten muß: Kaffee, Kekse und Marmelade. Ich beschließe künftig kein Frühstück mehr zu buchen.

Freitag, 13. April 2007

Busfahrt nach Astorga


Heute ist Freitag, der 13.

Ich muß wegen Zeitmangel einen Teil des Weges mit Bus oder Zug zurücklegen. Ursprünglich wollte ich ja von Logrono bis Leon fahren, aber dann würde ich die geplante Ankunft in Santiago am 23.04. wohl nicht schaffen. Daher fahre ich um 9:00 Uhr mit dem Bus von Los Arcos nach Logrono und kaufe dort eine weitere Fahrkarte für die Fahrt über Leon nach Astorga.

Der Bus fährt um 15:30 Uhr ab und ist gegen 21:15 in Astorga. Von Astorga sind es noch zehn Tagesetappen bis Santiago de Compostela. Somit werde ich wohl am 22.04. ankommen und am 23.04. kommt meine Frau Beate mit dem Flugzeug in Santiago an. Wenn das alles so klappt wird das wohl eine Punktlandung.

Der Bus kommt allerdings erst mit einiger Verspätung gegen 22:00 Uhr in Astorga an. Nach einigen suchen finde ich noch eine Herberge zum übernachten. An ein Abendessen ist allerdings nicht mehr zu denken.

Eine schönen Anekdote ereignet sich im Bus nach Astorga. Kurz vor Astorga, es ist bereits dunkel, frage ich eine hinter mir sitzende, junge hübsche Frau als der Bus an einer Haltestelle hielt mit fragendem Blick: "Astorga?", denn ich weis nicht ob ich schon aussteigen soll oder nicht.
Von dem was mir die Dame in spanisch antwortet verstehe ich kein Wort und frage deshalb nach englisch. Mit gebrochenem Englisch macht sie mir deutlich das ich erst an der nächsten Haltestelle aussteigen muß.
Ich bedanke mich und hole noch einmal meinen Reiseführer aus der Tasche. Da fällt offensichtlich der Blick der jungen Dame auf meinen Reiseführer und in einwandfreiem hochdeutsch sagt sie: "Ach Sie kommen aus Deutschland, dann können wir ja auch deutsch miteinander reden - Sie müssen erst an der nächsten Haltestelle aussteigen".

Für eine längere Unterhaltung reicht die Zet leider nicht, denn inzwischen ist Astorga erreicht. Ich bedanke mich nochmals artig, wir wünschen uns gegenseitig noch einen schönen Abend und dann trennen sich unsere Wege wieder.

Donnerstag, 12. April 2007

Lorca - Los Arcos 28 km



Nach dem aufstehen verarzte ich als erstes meine kaputten Füße. Es scheint als seien meinen ganzen Füße mit Compeed zugepflastert - Hauptsache es hilft.

Um 8:00 Uhr verabschiede ich mich von Ramon und mache mich auf den Weg. Auf gerader Strecke geht es in zwei Stunden nach Estella wo ich endlich eine Supermarkt finde. Mit frischem Obst, Brot, Wurst, Käse und drei Dosen Fisch laufe ich nun mit ca zwei Kilo mehr im Rucksack in Richtung Weinbrunnen. Ich habe das Gefühl das ich über ein Nagelbrett laufe, so brennen meine Füße.

Nach einer weiteren Stunde erreiche ich das Kloster Irache. Hier steht auch der erwähnte Brunnen aus dem aus dem einen Hahn Wasser und aus dem anderen Rotwein fließt. Ich genehmige mir zwei Tassen Rotwein, fülle eine meiner Flaschen mit Wasser und die andere ebenfalls mit Rotwein und laufe dann in Richtung Los Arcos weiter. Dieses Etappenziel erreiche ich nach weiteren vier Stunden.


Um 20:00 Uhr besuche ich dort den Gottesdienst. Ich kann zwar nur erahnen was der Pfarrer spricht, es ist aber totzdem wunderschön und sehr feierlich in der prunkvollen Kathetrale von Los Arcos. Am Ende des Gottesdienstes ruft der Pfarrer alle Peregrinos(Pilger) nach vorne vor den Altar. Dort erteilt der Pfarrer den Pilgersegen in spanisch und englisch. Anschließend verabschiedet er jeden Pilger in dessen Landessprache und bittet darum beim umarmen des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela diesen vom Pfarrer aus Los Arcos zu grüßen.
Die ganze Zeremonie ist sehr ergreifend und mir kullern ein paar Tränen über die Wangen.

Mittwoch, 11. April 2007

Cizur-Menor - Lorca 34 km



Ich kann nicht gut schlafen und stehe deshalb bereits um 5:30 Uhr auf, packe in aller Stille meinen Rucksack und mache mich um 6:00 Uhr auf den Weg.

Es ist noch dunkel und daher sind die gelben Pfeile, die den Weg aus dem Ort und den ganzen Camino kennzeichnen, nicht gut zu finden. Aber irgendwie finde ich doch den richtigen Weg und nach nur zweieinhalb Stunden habe ich bereits die 300 Höhenmeter auf den Alto de Perdon geschafft und geniese die herrliche Aussicht. Dort oben steht neben einem Pilgerdenkmal auch eine etwas gewöhnungsbedürftige Skulptur einer Pilgerkarawane.

Bei dem anschließenden einstündigen Abstieg, welcher nur über Geröll führt, melden sich erstmals meine Füße. Die Fußballen brennen bei jedem Schritt und nach weiteren drei oder vier Stunden in stetigem auf und ab muß ich die ersten Blasenpflaster kleben. Schließlich trage ich die beiden Packungen Compeed ja auch nicht umsonst in meinem Rucksack :-)

Bei drückender Hitze erreiche ich mit ordentlichem Sonnenbrand an Ohren, Nase und Armen nach insgesamt zehn Stunden die Ortschaft Lorca. Während des Aufstieges nach Lorca sind mir meine Wasservorräte ausgegangen. Gott sei Dank steht in der Ortsmitte von Lorca ein Brunnen. Ich stürze mich an den Brunnen und leere Tasse um Tasse - ich wußte gar nicht mehr wie gut Wasser schmecken kann.

Es gibt zwei Albergues in Lorca welche genau gegenüberliegen. Ich wähle die auf der rechten Seite. Das war offensichtlich die richtige Wahl, denn ich bin in dieser Nacht der einzige Gast. Dusche, WC, Zimmer - alles nur für mich, fast wie im Hotel.
Ramon, der Besitzer, macht mir Thunfisch mit selbstgemachtem Olivenöl, dann Tapas und zum Schluß einen Kaffee zum Preis von 4,50 Euro (incl. Wein)!!!

Um 21:00 Uhr falle ich todmüde ins Bett.

Dienstag, 10. April 2007

Zubiri - Cizur Menor 26 km



Der gestrige Weinkonsum ist meinem Kopf nicht gut bekommen. Mein Schädel brummt und deshalb geht es bereits um 7:30 Uhr an die frische Luft.

Bis Trinidad de Arre findet sich weder eine Bar, noch ein Einkaufsladen. Also gibts heute keinen Kaffee.

Leo leiht mir einen seiner beiden Trekkingstöcke und wir beschließen bis Cizur Menor zu gehen. Monika und Silke wollen nur bis Pamplona laufen und sich dort ein Hotelzimmer nehmen. Sie wollen endlich mal eine Nacht ohne Schnarcher verbingen und sich am nächsten Tag noch Pamplona ansehen. Ich verabschiede mich von den beiden und laufe weiter nach Cizur - auf die Lautstärke und die Hektik in Pamplona kann ich gut verzichten.
Leo ist heute Mittag weit zurückgeblieben und nicht in Cizur angekommen. Ich hoffe das ich ihn bis Logrono noch einmal treffe um ihm seinen Stock zurückzugeben. Ab Logrono will ich einen Teil des Weges wegen Zeitmangel mit dem Bus fahren und werde deshalb einige Tagesetappen Vorsprung vor Leo haben.

Am Abend gehe ich mit Holger aus Jena zum Essen. Das Pilgermenu besteht aus Paella zur Vorspeise, Fisch mit Bratkartoffeln als Hauptgericht und einem Stück Käsetorte zum Nachtisch. Wie immer ist auch eine Flasche Rotwein und Wasser im Preis von acht Euro enthalten.
Holger ist bereits seit Mitte Januar unterwegs. Er ist in Nürnberg gestartet und durch die Schweiz und Frankreich bis hierher gelaufen.

Montag, 9. April 2007

Roncesvalles - Zubiri 22 km


Um 8.00 verlassen wir Roncsvalles. Unser heutiges Tagesziel ist Zubiri. Mit nur 22 km eine relativ kurze Etappe.

Gemütlich geht es in einer halben Stunde durch den Wald nach Burguette wo wir in einer Bar erstmal ein Frühstück zu uns nehmen. Ich trinke meinen ersten Kaffee Negro(schwarzer Kaffee) und nehme zum Essen das erste Bocadillo, ein Sandwitch welches mit Salami, Schinken oder Käse belegt ist. Ich wähle die Variante mit Käse und Schinken.

Nach dem Frühstück geht es über flache Feld- und Waldwege in Richtung Zubiri. Einzig die teils sehr matschigen Wege trüben den ansonsten herlich sonnigen Tag. Da Schuhe und Hosen total verschlammt sind ist am Abend in Zubiri das erste waschen angesagt.

Beim Abendessen im Restaurant stellt sich heraus das Monika Geburtstag hat. Nach einem gemeinsamen "Happy Birthday" leeren wir noch die ein oder andere Flasche Vino de la Casa. Es ist bereits 22:30 Uhr als ich müde und nicht mehr ganz nüchtern ins Bett falle.

Sonntag, 8. April 2007

St.-Jean-Pied-de-Port - Roncesvalles 25 km




Gegen 8:30 Uhr gehen Monika, Silke, Johannes, Leo und ich mit dem Ziel Roncesvalles los. Leider ist der schönere Weg über die Pyrenäen wegen zu hohem Schnee gesperrt. Die Route Napoleon, wie der Weg genannt wird, geht bis in eine Höhe von 1600 Meter. Hier liegt noch zuviel Schnee, Wegweiser wären nicht zu erkennen.
Also müssen wir den Weg über Valcarlos und den Ibanetapass wählen. Der Ibanetapass ist zwar nur 1057 Meter hoch, aber die rund 800 Höhenmeter haben es doch in sich, ziehen diese sich doch auf recht wenigen Entfernungskilometer ziemlich steil den Pass hinauf.

Zunächst laufen wir in ca drei Stunden gemütlich bis Valcarlos. Dort erleben wir eine recht schöne Osterprozession. Gestärkt mit Salami und Baguette machen wir uns anschliessend auf den Weg zum Ibanetapass. Nach dreistündigem, teils recht steilem Aufstieg erreichen wir die Passhöhe. Weiter geht es in einer halben Stunde Abstieg nach Roncesvalles wo wir in der dortigen Jugendherberge eine schöne Unterkunft für die Nacht finden. Das Wasser zum duschen war leider kalt, aber den Komfort von 8-Betten-Zimmer der Jugendherberge ziehen wir in jedem Fall dem 80-Betten-Schlafsaal des Klosters vor.

Samstag, 7. April 2007

Anreise nach St.-Jean-Pied-de-Port


Endlich ist es soweit, am 07.04.2007 landen wir nach einem schönen Flug von Frankfurt-Hahn eine halbe Stunde früher als geplant in Biarritz.

Am Gepäckband treffe ich Monika und Silke. Mit Monika hatte ich bereits E-Mail-Kontakt vor der Abreise, wir hatten vereinbart die ersten paar Tage gemeinsam zu laufen.
Insgesamt sitzen sechs Personen mit Ziel St.-Jean-Pied-de-Port im Flugzeug.

Vom Flughafen gehts zunächst per Bus nach Bayonne. Wir haben eine Stunde Zeit bis der Zug in Bayonne abfährt der uns nach SJPdP bringen soll. Bei herlichem Wetter spazieren wir ein wenig um den Bahnhof herum.

In SJPdP angekommen machen wir uns auf die Suche nach der Herberge L' Esprit du Chemin, in der alle sechs Personen Unterkunft finden. Es ist eine wirklich sehr schöne und saubere Herberge welche von einem holländischen Paar geführt wird. Das leckere Abendessen wird von allen Pilgern gemeinsam eingenommen.

In der Herberge treffen wir auf Leo der uns in den nächsten Tagen begleiten wird. Nach ein paar Gläser Rotwein gehen wir zum schlafen um am nächsten Tag ausgeschlafen unsere Tour beginnen zu können.

Samstag, 10. März 2007

Vorbereitung

Ich nehme alles in mir auf was irgendetwas mit dem Jakobsweg zu tun hat, stundenlang lese ich im Internet Pilgerberichte und sonstige Informationen über den Weg und das pilgern.
Hierbei stoße ich auf sehr informative Seiten im Netz, z. B. diese hier, oder auch diese.
Als erstes mal schnell by Ryanair vorbeischauen um noch günstige Flüge zu ergattern. Klappt ja prima, am 07.04.2007 gehts von Hahn nach Biarritz und am 28.04.2007 von Santiago de Compostela zurück nach Hahn.
Neue Ausrüstung muß besorgt werden. Also rein in den ortsansässigen Outdoorladen, neue Trekkingschuhe, neuen Rucksack etc. besorgt Ich laufe an den Wochenenden stundenlang mit unserem Hund durch Wald und Feld um die neuen Schuhe einzulaufen. Das hat sich offensichtlich gelohnt, denn bis heute habe ich mir nicht eine einzige Blase gelaufen, die Schuhe sind superbequem. Eigentlich sollte ich auch ein wenig mit gepacktem Rucksack unterwegs sein, doch dazu bin ich offensichtlich nicht selbstbewusst genug. Mit Trekkingrucksack auf dem Rücken Gassi gehen - nein, diese Belustigung möchte ich unseren Nachbarn doch nicht geben.
Ich habe den Rucksack schon mal probeweise gepackt. 11,8 kg sind mir allerdings ein wenig viel, da müssen schon noch eins, zwei kilo runter. Ich habe sicher wieder Sachen eingepackt die unnötig sind. Bis zum Start werde ich den Rucksack sicher noch ein paar mal neu packen.
Obwohl ich einfach los gehen möchte und irgendwie rechtzeitig in Santiago ankommen will versuche ich doch die Tagesetappen zu planen. Nach aktuellem Stand werde ich wohl - da nur drei Wochen Zeit sind - von St. Jean Pied de Port bis Logrono laufen, von dort per Bus oder Bahn die Strecke bis Leon überbrücken und von Leon dann wieder zu Fuß weiter bis Santiago de Compostela gehen.

Samstag, 3. Februar 2007

Ein wenig Geschichte

Jakobus (span. Santiago) der Ältere war zusammen mit seinem Bruder Johannes einer der zwölf Apostel Jesu Christi. Nach dem Tode Christi missionierte er in Spanien. Als er nach Palästina zurückkehrte, wurde er auf Befehl von König Herodes (41–44 n. Chr.) geköpft. Auf wundersame Weise gelangte der Leichnam per Schiff nach Galizien und wurde bei Iria Flavia (heute Padrón) an Land gespült. Bischof Theodomir erklärte 813 die gefundenen Reliquien für echt, und sie wurden dort bestattet.
Alfonso II., König von Asturien und León, ließ an der Fundstelle, dem „Sternenfeld“ (Campus stellae, Erklärung für „Compostela“), eine Kirche errichten. Nachdem sich im 9. Jahrhundert die Legende verbreitete, dass hier die Gebeine des Apostels Jakobus ruhen, wurde Santiago de Compostela zum bedeutenden Pilgerziel. Vom 11. bis zum beginnenden 13. Jahrhundert erlebte der Jakobsweg seine Blütezeit. Bis zu 1000 Pilger kamen täglich ans Apostelgrab. Ihr Erkennungszeichen damals wie heute: die Jakobsmuschel.
Im Jahr 1122 rief Papst Calixt II. das Heilige Jahr aus, das seither immer dann gefeiert wird, wenn der 25. Juli (Namenstag des Jakobus) auf einen Sonntag fällt. Nach dem Ende der Reconquista durch die Eroberung Granadas 1492 führten Pestepidemien, die Reformation und Religionskriege zum Abflauen der Pilgerbewegung.
1598 wurden die Reliquien des Apostels vor dem englischen Seefahrer Francis Drake versteckt, und erst 1879 fand man sie in der Apsis der Kathedrale wieder. Ob es sich tatsächlich um das Grab des Apostels handelt, ist bis heute nicht sicher. Damals erklärte Papst Leo XIII. die Reliquien – um Zweifler zum Schweigen zu bringen – für echt.
Im spanischen Bürgerkrieg (1936–1939) fanden die Wallfahrten ein Ende. Dennoch wurde Santiago unter der Diktatur von Franco per Dekret zum Schutzpatron Spaniens ernannt. Nach dem Tode Francos (1975) rückte die Stadt schnell wieder in das internationale Bewusstsein. 1982 und 1989 besuchte Papst Johannes Paul II. Santiago de Compostela. In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Pilger stetig zugenommen: 1970 zählte man 68 Pilger, zwanzig Jahre später waren es bereits 4918 und im Heiligen Jahr 2004 pilgerten 179 944 Menschen zur Kathedrale von Santiago de Compostela.

Donnerstag, 1. Februar 2007

Meine Motivation


Warum will ich eigentlich diesen Weg gehen?


Nun, zum einen ist es dieser Weg, diese Herausforderung, weiterhin bin ich - wenn auch nicht katholisch - so doch ein gläubiger Christ, und nicht zuletzt hoffe ich mich mit meiner Krankheit wieder ein wenig mehr arrangieren zu können.
Ich habe meine Diagnose nun mitlerweile schon länger als zwei Jahre, kann mich aber immer noch nicht voll und ganz damit identifizieren. Deshalb hoffe ich bei langen, einsamen Wanderungen über mich und diesen James in mir nachdenken zu können und evtl. auch am Ende diesen wieder ein Stück mehr akzeptiert zu haben. Diese Krankheit zu akzeptieren ist ein langer Weg an dessen Ende ich noch nicht angekommen bin. Ich muß zwar mit diesem James leben, aber gerufen habe ich ihn nicht. Gebraucht hätte ich ihn auch nicht.
Noch geht es mir ganz gut, bin ja noch im Honeymoon, aber die Krankheit schreitet voran - unaufhörlich. Deshalb gehe ich diesen Weg jetzt, so schnell wie möglich, wer weiß wie lange ich noch solche Entfernungen gehen kann. Frei nach Kerkeling: Ich bin dann mal weg.

Wer mehr über diesen James erfahren will kann sich hier
informieren.

Samstag, 27. Januar 2007

Wie alles begann

Vor ein paar Tagen werde ich auf einen Bericht in einer Beilage unserer Tageszeitung aufmerksam. Dort lese ich in der Überschrift nur den Names meines Geburtsortes, was mich neugierig auf den Artikel macht. Darin wird von einem Mann berichtet der den Jakobsweg von St. Jean Pied de Port bis ans Ende der Welt nach Finisterre gegangen ist. Bereits während des lesens fasziniert mich dieses Thema und ich denke darüber nach das auch irgendwann einmal zu tun.
Flugs mal das Standardwerk für alle Neulinge des Jakobsweges, das Buch Ich bin dann mal weg von Hape Kerkeling, besorgt. Das ist innerhalb weniger Tage ausgelesen und mein Entschluß steht fest: Ich werde nach Santiago de Compostela pilgern, so wie tausende vor mir, zu Fuß von St. Jean Pied de Port bis Santiago de Compostela.
Doch halt, sechs Wochen Urlaub ohne die Familie? Da wäre mein Jahresurlaub aufgebraucht und meine Familie aufgebracht!
Also werde ich nicht den kompletten Weg gehen können, sondern einige Tagesetappen mit Bus oder Zug bewältigen müssen. Aber die Entscheidung zu gehen steht fest, zumal mich meine Frau auch motiviert diesen Weg zu gehen - dafür vielen Dank!