Freitag, 9. April 2010

Mindelo - Sao Pedro de Rates

Normalerweise startet der Camino Portugues an der Kathedrale in Porto und zieht sich dann den ersten Tag durch die Stadt und ein vorgelagertes Industriegebiet in Richtung Maia und Vilar de Pinheiro. Von dort geht es dann zum ersten Etappenziel nach Vilarinho. Das wollen wir uns am ersten Tag doch nicht antun und beschließen daher mit der Metro nach Vilar de Pinheiro zu fahren, um dort unseren Camino zu beginnen.

Bereits beim einsteigen in die Metro in Porto wundern wir uns über die Anzeige Expresso im Fahrtrichtungsanzeiger der Bahn. Solange wir uns im Stadtgebiet von Porto bewegen ist auch nichts mit Expresso in Verbindung zu bringen, die Metro hält alle paar hundert Meter. Das ändert sich allerdings schlagartig als wir die Stadtgrenze von Porto passieren. Die Metro hält nur noch an jeder vierten oder fünften Haltestelle. In Vilar de Pinheiro natürlich nicht, wir fahren also drei Stationen weiter als wir eigentlich wollten.

Irgendwie schlagen wir uns aber quer duch die Dörfer durch und erreichen die ersten gelben Pfeile, und somit den Camino, nach gut zwei Stunden in der Ortschaft Vilarinho.
Von dort laufen wir gemütlich in ca. fünf Stunden über Arcos nach Sao Pedro de Rates, unserem für heute ausgesuchten Etappenziel.

In Sao Pedro de Rates spreche ich eine alte Dame an um den Weg zur Albergue zu erfragen. Mit Händen und Füßen, sowie einem nicht enden wollenden Redeschwall, von dem wir kein Wort verstehen, macht sie uns irgendwie klar, das wir ihr folgen sollen.
Warum können Portugiesen und Spanier nicht langsam und in wenigen, treffenden Worten etwas erklären? Man könnte doch einfach auf die Frage "Albergue?" mit der Hand nach rechts, links oder geradeaus zeigen. Aber das wäre wohl nicht im Sinne dieser Leute und auch nicht ihre Mentalität. Die halten lieber einen fünfminütigen Monolog und lassen sich auch durch eindeutige Bewegungen, die aussagen das man nichts, aber auch gar nichts, von dem versteht was sie gerade erklären wollen, zum aufhören bewegen. Aber sehr nette Leute sind es trotzdem :-)
Wir denken schon, die alte Dame möchte uns zu sich nach Hause einladen, als sie uns begeistert den Eingang zur Albergue zeigt - es wäre wahrlich einfacher gegangen :-)

Die Tür zur Albergue ist verschlossen, wir sind wohl die ersten Ankömmlinge heute. Wir haben ja auch einige Kilometer durch das nichtanhalten der Metro eingespart. Den Schlüssel zu unserem Schlaflager gibts in einem nahegelegen Tante-Emma-Laden.
Kaum haben wir die Albergue betreten, trifft auch Nuala, eine Irin, ein. Wir haben für heute Nacht ein Zimmer mit zehn Betten für uns alleine, da kann man sich herrlich ausbreiten.
Nach Duschen und Fußpflege (Beate hat Probleme mir ihren beiden kleinen Zehen) gibts für uns drei das typische Pilgeressen, Spaghetti mit Tomatensoße und jeder Menge Knoblauch und Thunfisch. Dazu vertilgen wir noch zwei Flaschen Weiß- und eine Flasche Rotwein. Nuala hat für den Nachtisch gesorgt, es gibt leckeres Eis.

Nuala geht in diesem Jahr ihren fünften Camino. Sie erzählt uns, das sie immer den Camino Frances geht. So ist sie auch in diesem Jahr im März in Saint-Jean-Pied-de-Port gestartet, war aber den täglichen Bettenrun auf dem Camino Frances in Fromista leid. Ihren Erzählungen nach - und sie muß es als Camino-Junkee ja wissen - ist der Andrang in diesem, heiligen Jahr 2010, dort außergewöhnlich groß. Gut, haben wir mit dem Camino Portugues also eine, für uns richtige, Entscheidung getroffen. Sie ist dann mit dem Bus zunächst nach Santiago und von dort dann weiter nach Porto gefahren und hat auch heute ihren Camino Portugues begonnen.

Die Menge an Wein und das heutige laufen zeigen ihre Wirkung, und so fallen wir alle drei bereits gegen 21:00 Uhr in unsere Schlafsäcke.

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