Sonntag, 11. April 2010

Barcelos - Lugar do Corgo

Die heutige Etappe führt eigentlich von Barcelos nach Ponte de Lima über ca. 35 km. Da dies nicht unserem Tagespensum entspricht, auch oder gerade nicht trotz neuer Schuhe, beschliessen wir nur ca. 21 km bis nach Lugar do Corgo zu laufen. Wir werden also bis nach Ponte de Lima zwei Tage benötigen. Außerdem soll sich in Lugar de Corgo die Casa Fernanda befinden. Diese Übernachtungsmöglichkeit hat uns ja die freundliche Dame gestern in der Cafebar empfohlen. Ihre erste Empfehlung, die Pension von letzter Nacht, war ja auch ok, also wird die Casa Fernanda auch ok sein.

 Wir hoffen, auf unserem Weg aus Barcelos heraus ein Cafe zu finden, aber es ist Sonntag, da öffnen die Bars offensichtlich erst später. So laufen wir also zunächst durch Feld und Wald auf wunderbaren Wanderwegen und erreichen nach ca. 1,5 Stunden den Ort Ribeira. In der dortigen Bar gibts endlich das lang ersehnte Frühstück. Drei Kaffee und zwei Sandwiches mit Fiambre (gek. Schinken) und Käse für zusammen 3,50 € - über die portugiesichen Preise kann man sich wahrlich nicht beklagen. Dafür bekagt sich Beate fürchterlich über den Zustand der sanitären Anlage diieser Bar - nur eine Toilette für Damen und Herren, noch dazu nicht abschließbar und ohne Papier. Die Bar ist am Sonntagmorgen zusätzlich noch voller Herren die dort ihren Frühschoppen abhalten, da kann man sich leicht vorstellen in welcher Geschwindigkeit Beate dort ihr Geschäft verrichtete  :-)
Wir schultern also wieder unsere Rucksäcke und verlassen diese gastliche Stätte. Beates neue Schuhe sind offensichtlich ein Volltreffer, sie hat bis jetzt keinerleich Probleme. Noch gestern konnte sie ja kaum einen Fuß vor den anderen setzen. Dafür meldet sich meine linke Ferse umso mehr. Mittlerweile hat sich eine Blase gebildet, welche ich durch ein Compeed-Blasenpflaster zu bekämpfen versuche. Es bleibt aber lediglich bei dem Versuch. Bei jedem Schritt spüre ich einen stechenden Schmerz an meiner Ferse. Besonders schlimm ist es immer dann wenn es über Kopfsteinpflaster geht, und über dieses geht es auf portugiesichen Straßen sehr oft, und ganz besonders heute. Was solls - no pain, no glory!

Unterwegs ist es derartig heiß, das wir uns an jedem Brunnen unsere Hüte mit kaltem Wasser füllen und uns über den Kopf stülpen, das sorgt zumindest für eine kurzfristige Abkühlung. Zu allem  Überfluß finden wir auch keinen Wegweiser und keine Abzweigung zur gesuchten Casa Fernanda. Wir landen am Nachmittag urplötzlich in dem Ort Vitorino dos Piaes, wir sind also zu weit gelaufen. Beate ist am Ende und den Tränen nahe. Ich traue mich nicht ihr meine Absicht beizubringen - weiterlaufen und in ca. vier Stunden Ponte de Lima erreichen. Dies tun auch die drei Brasilianer die wir unterwegs in einer Bar kennenlernten. Beate weigert sich auch nur noch einen Schritt zu laufen. Wenn hier ein Flugplatz wäre würde sie wohl direkt einen Flug nach Hause buchen und ich müßte den Weg alleine weiterlaufen.
Wir müssen die Unterkunft also irgendwie finden. Ich frage in einer Bar einen Portugiesen nach der Casa Fernanda. Als er mir klar macht das wir ca. drei km in den Ort zurücklaufen müssen, frage ich nach einem Taxi. Wie gesagt, Beate weigert sich ja auch nur noch einen Fuß vor den anderen zu setzen. Da steht plötzlich ein freundlichen Portugiese von seinem Platz auf, nimmt uns am Arm und führt uns zu seinem Auto. Wir verstauen die Rucksäcke im Kofferraum und der freundliche Senor fährt uns zur Casa Fernanda, auf ein Honorar hierfür verzichtet er großzügig. Jakobus hat mal wieder ganze Arbeit geleistet.
Als wir in der Casa ankommen, werden wir mit Wein, Kaffee, Aquadente (portugiesicher Tresterschnaps) und Kaninchen mit Pommes herzlich empfangen.
Heute muß wohl unser Glückstag sein, erst das günstige Frühstück, dann der Fahrdienst, Beates Glück mit ihren Schuhen, diese freundliche Casa hier - alles wirklich wunderbar. Nur meine Ferse macht mehr und mehr Probleme. Nach dem duschen löst sich das Compeed und das ganze Drama wird sichtbar. Eine Riesenblase hat sich gebildet und durch das Ablösen des Blasenpflasters hat sich auch die schützende Haut mit abgelöst. Meine komplette Ferse besteht aus rohem, roten Fleisch. Mal sehen, wie das morgen mit Strümpfen und Schuhen weitergeht.

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