Dienstag, 7. April 2009

Hontanas - Fromista 34,7 km

Eines gleich vorweg - Wunder lassen sich zeitweise auch wiederholen, zumindest jene denen man mit Voltaren auf die Sprünge helfen kann. Mein Fußgelenk ist zwar immer noch geschwollen, aber die Schmerzen haben doch merklich nachgelassen. Zwar spüre ich bei jedem Schritt einen Druckschmerz an dem Fuß, aber wie gesagt, alles bestens auszuhalten. Ich habe heute morgen ein Dankgebet 'gen Himmel geschickt. Ich glaube Jakobus will das ich in Santiago ankomme.

Nachtrag vom 08.09.2009: Nach monatelangen Schmerzen im Fuß ist nun die Diagnose für die Schmerzen endlich gestellt. Es handelte sich jeweils um einen Gicht-Anfall! Hier hilft Voltaren zum einen als Schmerzmittel und zum zweiten auch gegen die Schwellung und Entzündung. Ich habe nun immer ein paar Tabletten Voltaren bei mir :-)

Die ersten zehn Kilometer verlaufen heute ziemlich eben über Feldwege nach Castrojeriz. Dann sieht man schon von weitem das eine ziemlich heftige Steigung bevorsteht. Es ist ein kleiner Pass zu überwinden. Schon von unten sieht man ein Denkmal welches auf der Paßhöhe steht. Der Aufstieg ist, wie gesagt, kurz aber ziemlich heftig. Ziemlich ausgepowert nähere ich mich der Paßhöhe. Als ich oben ankomme tönt mir ein "Eeeegon" laut entgegen. Oben steht Miguelangel, den ich in Granon als Paellazubereiter in der Kirche kennenlernte. Wir begrüßen uns herzlich und fallen uns in die Arme.

Miguelangel ist Spanier, spricht aber perfekt deutsch, da er mehrere Jahre in Deutschland gearbeitet hat. Er ist bereits seit vier Jahren auf Pilgerreise und war zu Fuß bereits in Santiago de Compostela, Jerusalem und auch beim heiligen Vater in Rom. Er ist in seiner Heimat Grenada mit dreißig Euro in der Tasche losgezogen und hat halt zwischendurch immer mal wieder einen Gelegenheitsjob angenommen um wieder etwas Geld für den weiteren Reiseverlauf zu verdienen.
Zur Zeit befindet er sich auf dem letzten Teil seiner Pilgerung unterwegs nach Fatima in Portugal.
Wir laufen zwei Stunden zusammen und dann verabschieden wir uns wieder. Miguelangel geht ein Tempo welches mir wirklich etwas zu langsam ist. "Wir werden uns wiedersehen" gibt er mir zum Abschied mit. Ich glaube das eher nicht und gehe mit ein paar Tränen in den Augen - Miguelangel ist wirklich ein super Typ - in "meinem Schritt" weiter in Richtung Boadillo de Camino.

Dort angekommen, beschließe ich noch 1,5 Stunden dranzuhängen um bis nach Fromista weiterzulaufen. In Fromista komme ich gegen 16:00 Uhr an. Dort ist mal wieder Waschtag angesagt. Heute habe ich keine Lust auf ein Pilgermenu und da ich sowieso meine Vorräte in einem Supermarkt auffrischen muß, kaufe ich auch noch Spaghetti und Thunfisch für mein Abendessen. Spaghetti und Thunfisch entwickelt sich langsam zu meinem Leib- und Magengericht :-)
Als ich unterwegs zum Supermarkt bin traue ich meinen Augen nicht, da kommt doch tatsächlich Miguelangel dahergelaufen. Hätte nie gedacht das er mit seinem Tempo heute noch Fromista erreichen kann. Er übernachtet in der gleichen Herberge wie ich und bereitet für 15 Pilger ein vorzügliches Abendesssen zu. Miguelangel ist gelernter Koch. Jeder zahlt ihm für das Essen fünf Euro und so ist wieder für ein paar Tage Geld in seiner Tasche. Während wir uns bei der Zubereitung unterhalten schneidet er nebenbei Zwiebeln, ohne hinzusehen in einem Wansinnstempo, bei mir wäre kein Finger mehr an der linken Hand.

Für morgen muß ich mir überlegen was ich mache, die eine Alternative wäre bis Carrion de los Condes zu laufen. Das sind ca. zwanzig Kilometer. Dann bin ich aber schon wieder gegen 12:00 Uhr in der Albergue. Die nächste ist erst in Calzadilla de la Cueza, das sind dann aber wieder 38 Kilometer. Allerdings läuft der Weg laut meinem Pilgerführer ziemlich eben. Ich werde wohl erst in Carrion de los Condes entscheiden was ich tue. Aber so wie es die letzten Tage ging ist es eigentlich schon klar wie das morgen ausgeht.

So, nun werde ich noch Sarah anrufen und ihr einen schönen Urlaub wünschen. Sie fliegt morgen mit ihrem Freund Micha in die Türkei zum baden.
Anschließend werde ich mit Miguelangel noch die Rotweinflasche leeren, meine Wäsche abhängen und dann zu Bett gehen.

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