Sonntag, 15. April 2007

Foncebadon - Ponferadda 29 km

Bereits nach dem aufstehen verspüre ich einen leichten Schmerz zwischen Fußballen und den Zehen des rechten Fußes. "Schnell mal versuchshalber ein Compeed draufkleben" denke ich. Das Pflaster liegt im gleichen Beutel wie mein Duschgel, Zahnbürste etc. Auch "Rei in der Tube" ist in diesem Beutel, d. h. das Rei ist plötzlich nicht mehr in der Tube, sondern im Beutel - alles ausgelaufen. Meine Compeeds halten natürlich überhaupt nicht mehr da alles mit Rei vollgelaufen ist. Die sind nur noch zum wegwerfen zu gebrauchen. An eine Apotheke ist heute auch nicht zu denken, es ist Sonntag. Also muß es ohne gehen.

Gegen 8:00 Uhr verlasse ich dieses gastliche Haus und vergesse auch noch den halben Liter Rotwein, den ich am Abend vorher teuer erworben habe, in meine Plastikflasche umzufüllen. Der hätte mir zur Mittagsrast sicher gut geschmeckt.


Nach einer guten halben Stunde erreiche ich das Cruz de Ferro an dem seit jeher die Pilger einen von zu Hause mitgebrachten Stein niederlegen. Dieses Ritual bedeutet für die Pilger das symbolische Ablegen einer Seelenlast.

Auch ich lege meinen Stein nieder und bete das Gebet des Cruz de Ferro:

"Herr, möge dieser Stein, Symbol für mein Bemühen auf meiner Pilgerschaft, den ich zu Füßen des Kreuzes des Erlösers niederlege, dereinst, wenn über die Taten meines Lebens gerichtet wird, die Wagschale zugunsten meiner guten Taten senken. Möge es so sein."

Hier am Cruz de Ferro treffe ich erstmals auf zwei Spanier die mich bitten, mit ihrer Kamera ein Bíld von beiden unterhalb des Kreuzes zu knipsen. Wir sollten uns noch öfter unterwegs treffen.


Nach ein paar eigenen Fotos mache ich mich weiter auf den Weg, komme kurz darauf am Refugio in Manjarin vorbei, in dem es kein fließendes Fasser und auch nur einen Plumpsklo gibt. Ich bin sicher nicht sehr wählerisch, aber diese Herberge würde ich mir nun doch nicht antun wollen.

Noch ein kurzer Anstieg und dann beginnt der steinige, teilweise recht steile Abstieg über El Acebo nach Molinaseka. Ich merke das sich an meinem Fuß eine Blase bildet, kann aber ja nichts dagegen unternehmen. Zu guter letzt noch zwei Stunden auf Asphalt bis Ponferrada laufen geben meinem Fuß den Rest.

Als ich an der Herberge ankomme sind auch die beiden Spanier schon da und verarzten ihre Füße. Einer gibt mir seine Sonnencreme als er meinen Sonnenbrand sieht. Obwohl wir uns kaum unterhalten können, so haben wir doch viel Spaß miteinander. Ich soll mir morgen "Crema del Sol" mit hoher Protection in einer Farmacia besorgen, macht er mir klar.
Als ich meine Strümpfe ausziehe sehe ich die Bescherung. Es hat sich eine ordentliche Blase gebildet die bereits voller Flüssigkeit ist. Ich werde nichts daran unternehmen und mir morgen neues Compeed kaufen.

Am Abend gehe ich mit Betti aus Bayern, einer Italienerin und einem Belgier zum Essen. Die Italienerin spricht außer ihrer Landessprache auch noch fließend französich, spanisch und englisch und leistet uns große Dienste bei der Konversation und bei der Bestellung der Menus. Ich esse als Vorspeise Paella, als Hauptgericht Cordon Bleue und als Nachspeise Ananas. Der Wein und das Wasser ist wie immer im Preis enthalten.

Als ich ins Bett gehe, ich schlafe in dieser Nacht in einem vierer-Zimmer, ist das Bett mir gegenüber noch leer. Nachts ertönt aus diesem Bett ein gewaltiges Schnarchkonzert, was selbst mich schlecht schlafen lässt. Beim aufstehen am nächsten Morgen sehe ich wer mir da gegenüberliegt - Betti. Ich habe wahrlich noch nie eine Frau so schnarchen gehört.

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