Samstag, 25. April 2009

Pedrouzo - Santiago de Compostela 21 km

Als wir die gastliche Herberge am morgen verlassen und ich meinen Pilgerstab, den ich im Eingangsbereich der Herberge abgestellt hatte, nehmen will, ist dieser nicht mehr da.
Den Pilgerstab habe ich am ersten Tag in Los Arcos an einem Haselnußstrauch abgeschnitten und er hat mich bis gestern stets begleitet. Immer habe ich ihn irgendwo im Eingangsbereich abgestellt und immer war er auch am nächsten morgen noch da - am letzten Tag ist er weg. Sollte das etwa ein schlechtes Omen sein?
Also schneide ich mir in einem Eukalyptuswald einen neuen Pilgerstab für meine Ankunft in Santiago ab. Wahrscheinlich gibt es nicht viele Pilger, die einen wohlriechenden Eukalyptuspilgerstab ihr eigen nennen :-)

Bei bedecktem Himmel und immer auf den Regen wartend erreichen wir schnell den Flughafen von Santiago de Compostela. In San Paio machen wir Rast in dem Restaurant in dem ich 2007 mit Uta und Marlies übernachtet habe. Als wir gerade wieder aufbrechen wollen kommen Kerstin und Sabina um die Ecke. Na, bei solch einem Gottesurteil müßen wir dann auch noch einen Moment bleiben. Sabina hat ihren Schuh aufgeschnitten und läuft nun mit weniger Schmerzen.

Da Alfred und ich schneller laufen als die beiden Mädels verabreden wir uns am Monte de Gozo. Dort wollen wir auf die beiden warten. Als wir am Monte de Gozo einmarschieren werden wir mit Fanfahrenzug und Böllerschüssen empfangen. Es gibt sicherlich nicht viele Pilger, die das von sich behaupten können :-) Am Monte de Gozo wird an diesem Wochenende eine Fiesta gefeiert und den Auftakt hierzu bildete der Einmarsch dieses Fanfahrenzuges und das Abschießen unzähliger Böller. Und genau neben dem Fanfahrenzug marschieren Alfred und ich in Richtung Monte de Gozo - das hat echt gepasst.
Dort angekommen werfen wir einen ersten Blick auf die Spitzen der Kathedraltürme von Santiago de Compostela - eine erste Gänsehaut überkommt meinen Körper. Dann genehmigen wir uns auf der Fiesta ein, zwei Cervezas und warten auf die beiden Mädels um zusammen mit ihnen die letzten fünf Kilometer nach Santiago de Compostela zu laufen. Doch die beiden wollen unbedingt in der Herberge in San Lazaro, zwei Kilometer von der Kathedrale entfernt, übernachten und erst morgen in der Kathedrale eintreffen.
Also verabreden wir uns und laufen bei mitlerweile ganz ordentlichem Regen weiter Richtung Kathedrale. Unterwegs kaufen wir noch eine Flasche Tinto für unsere Ankunft.

Als wir auf der Praza de Obradoiro, dem Vorplatz der Kathedrale, ankommen, hört es mit einem Mal auf zu regnen. Wir sprechen gemeinsam ein "Vater unser", dann muß der Tinto dran glauben.
Anschließend führt der erste Weg in die Kathedrale zum heiligen Jakobus - ein unbeschreibbares Gefühl. Nach ca. einer Stunde verlassen wir diese heilige Stätte um uns unsere Compostela im Pilgerbüro abzuholen. Als ich diese in den Händen halte und mir bewußt wird das ich es tatsächlich geschafft habe, kann ich nicht mehr an mich halten - ich muß heulen.

Wir suchen uns eine Unterkunft für die nächsten beiden Tage und verbringen einen sehr schönen und netten Abend in Santiago de Compostela wo wir viele bekannte Gesichter von unterwegs wieder treffen.

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